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Interview mit

enricorichter

RIKE

Heute ist der 09.02.2023. Im Projekt Gesichter der Wismut führen wir heute ein Interview mit Enrico Richter, die Schülerinnen des Osterland-Gymnasiums führen dieses durch und Projektkoordinatorin ist Rike Schreiber. Wir befinden uns in der Stadtbibliothek in Gera und ich übergebe an die Interviewführerinnen. #00:00:25#

Nina

Also als erstes würde ich gerne wissen, wie Sie groß geworden und aufgewachsen sind und wie Ihre Schulzeit so ablief. #00:00:30#

Enrico Richter

Ja, also ich bin in Pirna geboren, 03.08.61 (lacht) und hatte eigentlich eine schöne Kindheit. Schule. Ich war immer schon sportlich, auch als Stift. Ich konnte kaum stillsitzen, ich war immer unterwegs. Es gab eigentlich keinen Tag, an dem ich nicht draußen war oder irgendwas gemacht habe. Ich habe viele Sportarten gemacht Geräteturnen, Leichtathletik. Fußball. Fußball war für mich eigentlich das Thema. Ich wollte gerne zu Dynamo Dresden. Pirna ist in Sachsen und Dynamo Dresden ist nicht weit weg und das war so ein bisschen mein, das war es eigentlich. Und ja, mein Vater war halt Boxtrainer und irgendwann hat er gesagt, na ja, du musst dich mal für eine Sportart entscheiden. Komm doch mal mit zum Boxen und dann hat er sich das so ein bisschen angeguckt. Ich war früher schon immer mal mit auf der Halle, aber nie so, dass ich Ambitionen hatte zu boxen. Aber so mit acht, neun ging das dann so ein bisschen los. Und da sagt er, na jetzt müsstest Du Dich mal langsam entscheiden. Ich würde gerne Fußball spielen. Er sagte dann, bist du blöd? Ich sage, wieso? Ja, Fußball hauen die sich die Knochen kaputt, sowas Blödes. Da sage ich, ja und beim Boxen? Ja, da kannst du deinen Kopf wegnehmen. Das kannst du machen, das ist möglich. Also ich muss sagen, Das war schon so ein bisschen eine kleine Überzeugungsarbeit. Er hat mich natürlich auch ein bisschen getrimmt, das ist gar keine Frage. Aber ich muss sagen, es war wirklich eine sehr schöne Zeit. Wir haben da auch ein paar kleine Erfolge gehabt, Bezirksmeisterschaften und, und, und, wie das so war. Und irgendwann war dann das Thema Sportschule. Das ging bei uns dann los, so ab 13, 14 bist du eingeschult worden. Und da hat er gesagt, naja, ich würde schon gerne. Und im Bezirk Dresden damals war es so, dass die eigentlich noch Cottbus delegiert haben. Ich war in Cottbus zur Überprüfung, ging alles gut, einwandfrei. Und ich bin heimgekommen zum Papa und hab gesagt, also dort gehe ich nicht hin. Und da hat er gesagt, wie? Du willst doch zur Sportschule. Nein, will ich nicht. Das war alles ein bisschen eingezäunt. Ich sag mal so, mir hat es einfach nicht gefallen. Es war einfach aus dem Bauch heraus. Und da hat er sich überlegt und hat gedacht. Wir waren Wismut Pirna Kowitz damals und dann ging das los, könnte man über Wismut, vielleicht Wismut Gera, und da haben die Verbindungen so ein bisschen aufgebaut und dann ging das nach Gera. Hab ich hier nochmal ein Wochenende gemacht und dann haben die gesagt, okay gut, mit 14 hierher. Und dann bin ich dann halt, ich hatte zwar einen weiteren Weg hierher, aber es war mir viel angenehmer und es waren natürlich auch ein paar Vorbilder da. Cottbus hatte damals keinen irgendwo im Spitzenbereich, hier war dann schon Jürgen Fanghänel, Stefan Förster, die waren so, das waren so paar, die du dir eigentlich gerne angeguckt hast, die dort als Europameister waren. Also Vorbilder gab es damals. Ja, und dann war ich halt hier. #00:03:49#

Nina

Was hat dazu geführt, dass Sie dann zur SDAG Wismut gegangen sind? #00:03:56#

Enrico Richter

: Ja, dadurch, dass ich bei der SG Wismut Gera war, als Sport, bin ich hier in der Schule gewesen. Und als wir gelernt haben, ausgelernt haben, dann hieß es, naja gut, okay, das war damals zu DDR-Zeiten ja ein bisschen so, da gab es immer wie so einen Trägerbetrieb. Und die Wismut war halt ein Trägerbetrieb für den Fußball hier, den Radsport und fürs Boxen. Ich glaube, ja. Es gab vielleicht noch ein paar andere, aber im Großen und Ganzen haben die die gefördert. Und dadurch sind wir natürlich dann über die zur Wismut gekommen. #00:04:30#

Nina

Okay. Lebten Sie dort alleine oder hatten Sie eine Wohngemeinschaft? #00:04:34#

Enrico Richter

Ganz am Anfang, ab 14 Jahren geht das los. Da waren wir im Internat. Da war es ja keine Wohngemeinschaft, da war es eine Rudelbildung. Radsport, Boxen. Eine Seite vom Internat war Boxen, eins war Radsport. Unten waren dann die Funktionäre und Erzieher und alles Mögliche. und dann sind wir halt, in der Gagarinstraße war das, da wo das Jugendamt jetzt ist, Gagarinstraße 68, ist nicht das Jugendamt, irgendwas anderes jetzt drin, aber ist egal, dort in der Nähe. Und wir mussten immer runter in die Panndorfhalle laufen. Wo jetzt die Panndorfhalle war, die gab es ja früher nicht, die jetzt, die neue, war ja damals noch eine andere alte, aber an der Schwimmhalle war die auch. Und da mussten wir immer laufen, immer runter und hoch und runter, zur Schule. Da unten hatten wir auch die Schule, Internat, Essen, runter. Wir sind dann manchmal am Tag 4- oder 5-mal da hoch und runtergelatscht. Und das war schon ein ganz schöner Weg. Aber es war halt so. Später war es natürlich noch günstiger, wo wir keine Schule mehr hatten oder keine Lehre. Wo wir dann ausgelernt haben, da konntest du durch die Stadt, da konntest du mal einen Kaffee trinken. Das war einfach das Gute. Das hättest du in Schwerin nicht gekonnt. Die waren halt so alles ein bisschen wie eingezäunt. Frankfurt, Cottbus, die waren alles so. Und wir konnten ja schön mal durch die Stadt dingeln. Haben auch ein paar andere Menschen gesehen. Das war wunderschön. #00:06:03#

Nina

Würden Sie sagen, dass Sie sich gut miteinander verstanden haben mit Ihren Zimmergenossen und so? #00:06:09#

Enrico Richter

Ja, es gab auch natürlich auch mal Reibereien. Also, früher war es dann auch schon mal so, da ist man so neunte Klasse, waren dann schon mal die Alten, achte Klasse kamen die Frischlinge. Ja, das war halt so. Die mussten halt, wenn wir ins Winterlager gefahren sind, im Januar nach Schmiedeberg, da mussten die natürlich im Schnee tanzen nackt. Das war einfach so. Das waren halt so Kleinigkeiten, Aber im Großen und Ganzen, muss ich sagen, hat man sich schon verstanden. #00:06:37#

Nina

Gab es bestimmte Orte in Gera, an denen man sich getroffen hat oder Zeit miteinander verbracht hat? #00:06:45#

Enrico Richter

(lacht) Ja, in der Halle zum Beispiel, da waren wir sehr oft. Na zum Kaffee. Damals gab es noch die Cosi, das ist jetzt am Club der Jugend der Sportler, heißt das noch so? Ne, Club der Jugend der Sportler-Grubbe. Das ist gar nicht so weit weg von hier. Oder hier auf der Sorge sind wir mal Tageskaffee. Na, da hast mal ein Käffchen getrunken. #00:07:20#

Nina

Okay, dann würde ich Ihnen jetzt gerne noch ein paar Fragen zum ÖPNV und ein paar zur Arbeit stellen. Und zwar, wie kamen Sie denn meistens zur Arbeit, also zur Wismut? #00:07:30#

Enrico Richter

Also, wir nur zu Fuß. Wir sind ja nicht, muss man immer wieder so, Hochleistungssport war in der DDR. Ich war angestellt bei der Wismut, ja, aber ich war nie, ich war zweimal dort. Ich war einmal dort zum Einlauf und dann einmal zum Abmelden. Sonst war ich nie da draußen in Paitzdorf. Kennen wir gar nicht. (lacht) Wir kennen es schon, aber wir waren nur angestellt. Wir haben aber nur Sport gemacht. #00:08:06#

Rike

Vielleicht darf ich kurz einhaken, wie war denn damals so Ihr Bild von der Wismut? Was haben Sie sich darunter vorgestellt? #00:08:10#

Enrico Richter

Ja, irre. Man kennt ja auch viele. Also, die waren eigentlich nur ein Knatter. Was sie gesoffen haben, das muss ja unglaublich gewesen sein. Ich meine, wir haben auch mal einen Schluck getrunken, keine Frage. Aber die saßen ja früh schon im Zug und haben sich die Dinger reingefädelt. Da habe ich gedacht, hallo? Die haben ja auch Kontingent gehabt, die haben ja Schnaps gekriegt oder was weiß ich was. Haben wir ja nicht gekriegt, das muss ich sagen, das gab es nicht. Aber Bezug hatten wir auch relativ wenig. Das Geile war, muss ich sagen, immer wieder, wenn wir hier unten in der Panndorfalle bei uns geboxt haben, die war immer gerammelte voll. Und da war richtig was los. Und da waren auch viele Wismuter, die so einfach auch dahinter gestanden haben, was eigentlich richtig geil war. Ich habe hier in Gera wirklich sehr gerne geboxt. Das war für mich immer ein Vergnügen. (schmunzelt) #00:09:04#

Nina

Können Sie beschreiben, wie Ihr Alltag ablief, also vom Aufstehen bis zum Sclafengehen? #00:09:10#

Enrico Richter

Ja, kann ich. Welches wollen Sie sehen? Hier in Gera oder... Wir waren dann hinten raus, da warst du eigentlich mehr im Trainingslager als irgendwo anders, als hier. Also wir waren viel unterwegs. Ich sage mal so ein Dreivierteljahr kannst du eigentlich sagen, waren wir weg. Dann... Genau, also wir sagen so, es ging eigentlich früh los, Frühsport um 7, um 8, Wiegen, Frühstück. 9.30 Uhr ungefähr erste Einheit, bis 11 Uhr Mittag, 14 Uhr die nächste Einheit, 18 Uhr nochmal eine Einheit und gut, das war's. Also wir haben meistens so am Tag, also inklusive Frühsport, vier Einheiten gemacht, vier Trainingseinheiten. Und das war schon ganz schön anstrengend. Also das war schon, aua. Hier in Gera war es nicht ganz so. Gerade Schule oder so, da konnten wir nicht ganz so viel trainieren. Wir hatten aber noch Samstag Schule, was auch sehr heiß war für uns. Wir haben Samstag noch Schule gemacht, vier Stunden, dann sind wir zum Training gegangen und dann bin ich erst nach Pirna gefahren. Ich war manchmal um 18 Uhr in Pirna und musste am nächsten Tag um 15 Uhr wieder mit dem Zug fahren von Dresden. Das war totale scheiße. Meine Mutter ist bald durchgedreht mit dem Waschen. (lacht) Da hat sie dann gesagt:,,Wie soll ich das trocknen?” Im Sommer geht das ja, aber im Winter war es dann immer ein bisschen schlecht. Aber war halt so. Ging auch. #00:10:40#

Nina

Okay, dann würde ich Ihnen jetzt ein paar Fragen zum Urlaub stellen. Und zwar, wie viele Wochen Urlaub hatten Sie im Jahr? #00:10:45#

Enrico Richter

Zwei. #00:10:46#

Nina

Okay. Und gab es Unterschiede in der Länge des Urlaubes im Vergleich zu anderen, die nicht in der Wismut gearbeitet haben? #00:10:54#

Enrico Richter

: Ja, die Wismut hat natürlich andere Urlaube gehabt. Wir als Leistungssportler nicht. Wir hatten 14 Tage Urlaub, mehr gab es nicht. #00:11:02#

Nina

Okay. #00:11:03#

Enrico Richter

Aber die anderen hatten schon, also ich kann es nicht sagen, wie viel, die hatten auch schon bedeutend mehr Urlaub. #00:11:10#

Nina

: Und sind Sie zu einem Zeitpunkt irgendwann mal über die Wismut in den Urlaub gefahren? #00:11:13#

Enrico Richter

: Ne, ins Trainingslager. Ins Trainingslager ist ja kein Urlaub. Winterlager haben die finanziert. Die haben schon viel finanziert für uns. Also als Sportler. Überhaupt als Sport denke ich mal auch für den Radsport. Das spielt keine Rolle. Wir waren ja mit Radsport und Boxen zusammen im Winterlager. Das war einfach so. Von der 8. bis zur 10. Klasse, dann später nicht mehr so. Da haben die dann nicht mehr so viel gemacht. #00:11:41#

Rike

Vielleicht darf ich da mal kurz einhaken? Weil die die bei der Wismut im Transport

Enrico Richter

Doch, hätten wir machen können, aber das wollte ich dann nicht, weil wir in Zinnerwitz waren, da waren wir im Trainingslager gegangen. Das war für mich dann kein Urlaub gewesen. Wir hatten auch so Zeiten, wo wir, wir haben immer mal im Sommer Trainingslager gemacht, ging immer los, so Mitte August haben wir Trainingslager von der Nationalmannschaft gemacht und da hat man irgendwann mal gesagt, ach nee, Herr Rochel, wir könnten doch um eine Woche vorher ins Roten Oktober oder so, sagt, okay, kein Problem, kriegen wir auf drei. Dann waren wir im Roten Oktober. War gar kein Problem. Also das war schon, wie die das gehandelt haben, Hut ab und der andere hat sich da Antrag gestellt und dann bist du abgelehnt, musst woanders hinfahren. Das gab es im Sport, vor allen Dingen, wenn du dann die Leistung gebracht hast, gab es überhaupt kein Gocke gezucke. Ich habe gesagt, dass auf 87 habe ich gesagt, ich würde gerne mal nach Bulgarien fahren. Musste ich ja beantragen. Unser Urlaub war ja immer festgeschrieben, du musstest genau dann und dann hast du Urlaub, also ging meistens los so Anfang August bis Mitte August und dann ging es wieder los mit Training. Also wir hatten zwölf Wochen Urlaub und dann ging das auch reibungslos. Überhaupt kein Problem. Jetzt könnt ihr nach Bulgarien fahren, Arschlecken, gut, Arschlecken aufschauen, Entschuldigung, das ist zu hausschneiden. Das ist authentisch.

RIKE

Gab

Enrico Richter

es in den Trainingslagern auch irgendwelche Freizeitangebote?

INTERVIEWEE

Ach, schön. Also Freizeitangebote gab es natürlich schon, aber die eine oder andere haben wir auch mal genutzt. mal Bier trinken gegangen oder so, aber ansonsten, ach, schwer. Du hattest gar keine Zeit, weil wir das Wochenende durchtrainiert haben. Sonntag haben wir vielleicht mal zwei Einheiten gemacht, dann hat es den Nachmittag mal frei. Das war schon ganz schön an, aber es war halt so.

Enrico Richter

Und dann würde ich nochmal auf Feiertage und Feste eingehen. Und zwar, welche Rolle haben Feiern, Feste und Feiertage gehabt

INTERVIEWEE

damals? Also, als Wiedervleistungssport gab es eigentlich nur Weihnachten. Ja, das gab es nicht für uns.

Enrico Richter

Und können Sie beschreiben, wie das damals ablief? Also, haben die sich gegenseitig Geschenke gegeben?

INTERVIEWEE

Ja, na klar. Also das gab es auch zu Ostern oder was weiß ich, gab es schon, aber mir, also ich musste immer trainieren. Also wenn ich damals mit meiner Frau oder was weiß ich wie, musste ich, na klar, ich musste im Training, aber ich hab natürlich, gab es Geschenke, logo, keine Frage. Gab es auch zum Geburtstag.

RIKE

INTERVIEWEE

Ja, der 1. Mai war immer Treffen und oben in der Gagarinstraße war immer Treffen. Und das war eine Pflichtveranstaltung. Wenn du dort nicht da warst, warst du unter der Arsch. Außer du warst in Drehsau irgendwo oder unterwegs. Was natürlich auch immer schön war. Aber sonst musstest du daran teilnehmen, ansonsten hast du keine Chance gehabt. Ansonsten musst du auch schon schwer krank gewesen sein. wissen sein. Also solche politischen Sachen, muss ich sagen, das war natürlich sehr viel Rotlicht. Ich hatte mal ein Gespräch nach der WM, war das glaube ich, mit unserem Parteisekretär. Da gab es irgendwie eine Auszeichnung, wir waren im Haus der Kultur, genau, Haus der Irgendwie auszeichnen. Und er sagt dann, ja, du bist ein langsamer Buchmann, in die Partei eintreten. Und ich sag, was, warum? Ja, du willst doch zur Olympia. Ja?

RIKE

Und ich sag, ja.

INTERVIEWEE

Ja, das ist schon nicht so schlecht, wenn er da ist ein bisschen. Was sollst du denn machen? Also ging es da mehr um öffentliches Bekenntnis? Na klar. Eher öffent als für die. Also ich war nie in der Partei. Ich bin Kandidat gewesen, aber ich war nie volles Mitglied. Kein zahlendes Mitglied. Immer nur Kandidat. Ich konnte es immer ein bisschen rausschieben. Und deswegen fehlt mir dann vielleicht auch Olympia. Ist möglich. Solche Sachen.

Enrico Richter

Okay, und meine letzte Frage wäre, Ihr Geburtstag, und zwar haben Sie den auch dort groß gefeiert, oder war das eher so

RIKE

nebenbei?

INTERVIEWEE

Eher nebenbei. Aber, klar, sie haben auch mal ein Bier getrunken oder wie weiß ich wie. Aber das heißt, sie mussten es halt ein bisschen verstecken. Geburtstag gratuliert haben die auch, ja, der Trainer vielleicht, aber das war eigentlich völlig uninteressant. Das war nichts Großes. Das war nichts

RIKE

Großes, nein. Wenn

INTERVIEWEE

du zu Hause warst, wenn du Glück... Also ich hatte meistens das Glück, weil ich am 3. August Geburtstag hatte und meistens hatten wir Anfang August bis Mitte August Urlaub, da hatte ich meistens das Glück, dass ich da war. Also bei mir ging das auch. Also da muss ich sagen, das war dann schon ganz normal. Aber wie bei euch wahrscheinlich auch heutzutage, das ist so gratuliert, ein bisschen was gemacht und als Stift sowieso noch nicht so viel, aber später dann hast du schon mal mit dem mit dem einen oder anderen ein Bierchen getrunken. Okay, dann wäre ich

Enrico Richter

soweit fertig. Ich würde jetzt trinken. Wir müssen nochmal ein bisschen so am Anfang von der Kindheit anfangen. Nein. Bei einer BSG. Wie hieß das damals?

INTERVIEWEE

Betriebssportgemeinschaft, Betriebssportgemeinschaft, hieß das damals. In Pörner. In Pörner. Ich bin ja in Pörner geboren, da sind auch meine Eltern her. Und dort bin ich bei der BSG Wismuth Pörner-Kobitz gelandet. Und irgendwann hat das, ich sag mal so, der Bezirk Dresden, das war ja immer so, die haben relativ viel sortiert, geguckt, welche Sportart, das war zu DDR-Zeiten sehr, ganz schön, also haben die schon geguckt, dass der Sport nach vorne geht. Und in der Zeit, in den 70er-Jahren ging das so richtig los, glaube ich, da waren die dann so richtig, wollten die unbedingt an die Weltspitze, im Sport waren wir ja dann auch irgendwann. Und so ist das dann gekommen. Und da haben die dann rausgesucht, okay, haben die gepickt, ach ja, den könnten wir nehmen, den könnten wir nehmen, den, da gab es so Sichtungen, weißt du. Da hast du Wettkämpfe gemacht, da haben die sich die angeguckt oder beim Radsport, beim Fußball, wie die heute auch sichten, beim Fußball, sag ich mal so, das wird damals genauso gewesen sein und das bei jeder Sportart. Also die Sportarten haben sie eigentlich immer nur genommen, die wirklich deswegen Fußball nicht so interessant gewesen in der DDR, weil da mehr, zu viel Masse und wäre eine Medaille bewusst gewesen. Bei uns, wären ja zwölf Medaillen rausgekommen. Wenn wir jetzt alle eine Medaille gewonnen hätten, hätten wir zwölf Medaillen. Das ist natürlich im Weltspiegel schon mal richtig gut, aber das ist Das ist halt schwer.

Enrico Richter

Hatten Sie schon in Ihrer Kindheit eine gewisse Verbindung mit der Wismut gehabt? Nö. Nur durch Sport halt.

INTERVIEWEE

Sonst eigentlich nie. Nein, mein Vater überhaupt nicht. Der Leichtbau hat er gemacht. Meine Mutti war Krippenerzieherin. Also überhaupt keinen Bezug zur Wismut. Das ging eigentlich nur über den Sport. Also die Wismut hat damals den Sport halt sehr gefördert. Ja, genau.

Enrico Richter

Haben Sie Geschwister? Ja.

RIKE

Und was haben die früher gemacht?

INTERVIEWEE

Meine Schwester hat Geräteturnen gemacht. Mein Bruder hat geboxt, der ist auch im Gera. Also ist er noch im Gera, war im Gera. Und die andere Mutter hat überhaupt keinen Sport gemacht. Spielt gerne Fußball, aber keinen Leistungssport. Und die andere Schwester hat auch nichts gemacht. Vier Geschwister. Also ein bisschen zusammengewürfelt, ein bisschen Batchwork, aber alles im grünen Bereich. Also bei uns ist das wirklich gut ab, wir verstehen uns wirklich alle. Und war Ihr Bruder, der auch geboxt hat, auch an der Sportschule? Ja, auch in Gera, selbstverständlich. Nein, der ist jünger, der wollte ja sowieso, wie ich, der Kleine. Der wollte nach... War auch sehr gut, muss ich sagen, ich glaube, den haben sie dann ein bisschen verheizt. Aber gut, okay, das ist halt so. Verheizt heißt, zu schnell nach oben bringen wollen. Und das muss ich sagen, das kommt dann immer, wie ich vorhin schon gesagt habe, bei Rudi Roche, da wusste genau der Trainer, wer das, wie das macht, das ist einfach so. Das ist einfach so. Du brauchst da jemanden. Mein Bruder ist zum Beispiel eher DDR-Meister gewesen als ich. Eigentlich war der richtig gut. Da haben die gedacht, okay, der wird genauso wie der Alte. Wie hieß der Sportverein früher, auch BSG Wismut Gera, wie heute? Ganz früher hieß er BSG Wismut Gera. Die sind dann irgendwann umgezogen von Chemnitz nach Gera, 1973 war das. Und da hieß das dann SG Wismut Gera. Die BSG gab es trotzdem, BSG Wismut Gera, als Boxen und auch Fußball und Leichtathletik. Die haben ja alles möglich gemacht. Die Wismut. Wismut, BSG Wismut. Ja, wie heißt BSG ausgesprochen? Betriebssportgemeinschaft. Und wir hießen Sportgemeinschaft. SG, das war aber der Club, also Sportclub eigentlich so, ne? Aber wir hießen Sportgemeinschaft. Ich weiß nicht, warum die das so genannt haben, kann ich nicht sagen. Also

Enrico Richter

wenn man jetzt Leistungssportler war, da hat man jetzt nicht eine Verbindung gehabt mit den Untertagebauarbeiten? Nein.

INTERVIEWEE

Also, ich sag mal, wir wussten, dass die Wismuter gutes Geld verdienen, das wussten wir schon. Aber, dass sie auch Schnaps kriegen, das wussten wir auch, aber wir hatten keinen Bezug. Der einzige Bezug war wirklich nur in der Boxhalle, als wir Wettkämpfe gehabt haben, wenn die da waren. Du hast natürlich schon mal den einen oder anderen in der Stadt gesehen oder den hattest du angesprochen oder so, aber, weil die sich ja früher, muss ich sagen, was gab es sonst im Fernsehen außer Sport. Sport war schon interessant, haben auch sehr viele geschaut. Ob das Frauen oder Männer waren, spielt keine Rolle. Die Frauen haben halt Eiskunstlauf geguckt, oder wie es ist, Katharina Witt und die anderen haben halt Fußball, Fußball haben sie nicht so viel, das haben sie auch gezeigt, aber nicht so gefördert wie die anderen Sportarten. Schwimmen, CDA-Meisterschaften, Boxen, Das ging das Sonntag früh um 10 Uhr los, Fernsehen an bis um 12 oder 13 Uhr, ein paar Boxen. Da haben sie geguckt. Ja

Enrico Richter

genau, wie war das? Oder wie das so im Fernsehen gleich mal gezeigt wurde? Haben das viele Leute sich angeschaut?

INTERVIEWEE

Ja, na klar gab es ja nicht viel. Es gab ja nichts anderes zu gucken. Oder aktuelle Kamera, oder wie hieß das bei uns? Ich will's auch nicht vergessen, aktuelle Kamera. Aber der Sport, muss ich sagen, hat dann schon auch, ja, da waren die stolz. Unsere kleine DDR war auch richtig gut, wie und was, was da alles noch so gab, so zwischenher oder weiß ich wie, was ist da nicht, das, das sag ich, hat mein Rudi Roche, mein guter Trainer, hat immer gesagt, die brauchen sich gar nicht aufregen da drüben, die verrecken. Ganz wenig. Für uns

Enrico Richter

eigentlich gar nicht, weil wir ganz anders trainiert haben.

INTERVIEWEE

Haben die Trainer auch die Laien trainiert? Nein. Unsere Trainer waren nur für uns zuständig. Also wir hatten extra Trainer, die wirklich alle ihren Diplom hatten. Also es waren alles schon keine Laien.

Enrico Richter

Und vielleicht nochmal zur Klassenstärke. Also im Sportunterricht

INTERVIEWEE

waren Sie 14? 14. Also 14 Boxer. 14 Boxer, 14 Radsportler waren wir in der Klasse. Also 28 waren wir in der Klasse. Wir haben zusammen Unterricht gemacht, da gab es auch immer ein bisschen den einen oder anderen, aber es war trotzdem alles nur Jungs. Die Scheiße. Die Sportklasse, nur Jungs. Gab

Enrico Richter

es keine Sportschule für Mädchen hier? Nein, müsste ich nicht.

INTERVIEWEE

Nein. Gab es in Jena? In Jena schon, ja. Leipzig auch. Fester. Ich kenne die Oberbürgermeister. Die Aufgabe war auch relativ groß. Die haben auch viel gemacht. Und dann, wo Sie, mit wieviel Jahren sind Sie dann entsprochen worden? Mit 14. Und da

Enrico Richter

war dann die Schule mit integriert? Also wir 14 Mann mit den Radsportlern, also mit den Radsportboxen waren wir zusammen,

INTERVIEWEE

eine Klasse, und wir hatten immer Unterricht zusammen, Radsportboxen immer zusammen, außer die Radsportler, oder wir waren im Trainingslager, da ging das ja nicht, Radsport hat zum Beispiel war immer Berliner Winterbahn, die sind immer gefahren, relativ lang, das ging Dezember Das war, glaube ich, los bis Januar, Februar. Und dann sind die, ich weiß nicht genau, zeitlich, aber so ungefähr. Und dann waren die viel weg. Dann waren wir halt alle in der Klasse. Vierzehn Mann.

Enrico Richter

Und wie war der Unterricht?

INTERVIEWEE

Spaßig. Also wir hatten schon unseren Spaß, aber mussten auch lernen. Mussten auch alles machen. Wir hatten eins nicht. Ab der 8. gab es, glaube ich, oder ja, ich glaube, ab der 8. Klasse. Zeichnen hatten wir nicht. Brauchten wir ja nicht, Zeichnen. Wir waren ja keine Künstler. Und Astronomie brauchten wir auch nicht machen. Und Musik auch nicht. Das war nichts für uns. Brauchten wir nicht. Wir waren ja das Ding.

Enrico Richter

Und hatten Sie dann auch so normalen

RIKE

Unterricht, wie Toren

INTERVIEWEE

oder? Nein, das brauchten wir auch nicht zu machen. Das hat unser damaliger Trainer immer mit uns gemacht. Wir mussten natürlich auch das, was da gefordert wurde, alles durchmachen. Überhaupt keine Frage, ob Geräteturnen, alles Mögliche, das mussten wir auch alles machen. Das hat unser Trainer auch gefordert, das wollte der. Wir haben nie nur geboxt, wir haben auch Leichtathleten gemacht und alles, was die anderen auch gemacht haben. Wir waren vielleicht in dem ehemaligen Urlaub ein bisschen besser, weil wir einfach trainierter waren. Das war einfach so. Wir haben gesagt, du trainierst damals schon mit 14. Also wäre es ja schlimm, wenn er kommt und sagt, ich bin bedeutend schneller als du. Das ging eigentlich nicht. Das war nicht möglich.

Enrico Richter

Können Sie uns was über Ihre Noten sagen?

INTERVIEWEE

Ja. Welche? Russisch war scheiße. Russisch war total scheiße. Na ja, total scheiße sind die drei. Im Schnitt 2, 2,5. Waren

Enrico Richter

den Trainings, also waren dem Trainer die Noten auch wichtig? Ja. Also wurde auch richtig

INTERVIEWEE

drauf geachtet, dass die nach dem Tag lernen? Ja. Das war so, das war so geschaltet. Also das Internat wusste genau Bescheid, was wir in der Schule machen und was wir im Training machen. Der Trainer wusste genau, was wir im Internat machen und in der Schule. Und der Lehrer wusste genau, was wir im Internat machen und beim Training machen. Das war unglaublich. Ich hab immer gedacht, wie geht das? Das ging? Sie haben es nicht genau gewusst? Eine kleine Story, ich war damals schon ausgelernt, also Senior, da musste ich ja nicht mehr auf Arbeit. Wir mussten ja nicht mehr arbeiten. Unsere Arbeit war Training. Am ersten Tag war ich mit einem Kumpel, hab ich gesagt, ach komm, wir gehen heute mal inzwischen. Wie es halt so ist. Wir haben ein Bierchen getrunken, alles klar. Und dann waren wir ein bisschen spät. Wir mussten uns immer eintragen. Um 22 Uhr musstest du immer im Internat sein, anders war es zu. Wenn es zu war, war es schon scheiße. Da kriegen das ja die Trainer mit. Ach gut, was machen wir? Die 8. Klasse ist noch nicht da. Gucken wir mal unten. Ich war im Fenster, wir sind da reingeklettert, haben gepennt, ich früh raus und ich sitze auf dem Fenster und da kommt ein Funktionär vorbei. Wir sind runter zum Training, da wusste das mein Trainer schon. Da ging das los, es war mein erster Tag Training, eigentlich hatten wir am Anfang so ein bisschen Volleyball und bla bla bla, ein bisschen Fußball. weil da sagt er so, ah der Jens-Uwe Friedrich holt mal den Ball raus. Wolle, wolle, ich hab dich gefallen, Arschloch. Ballneuweid und Richter, bitte vortreten, wir gehen 10.000 Meter laufen. Bitte unter 40 Minuten, ansonsten läuft er noch mal. Da stehst du dort. Du hast gut, hat's dir bitte geregnet. Hat's dir bitte was er... Oh nee, das war... Also das war, ah das war so. Was wolltest du machen? Ich muss es schaffen. Sonst hätte ich auch noch mal rennen müssen. Aber am nächsten Tag sind wir 5000 gelaufen und haben Bergsprint gemacht. Ich konnte nicht mehr gehen, auf deutsch gesagt. Vor allen Dingen Treppen runter. War total scheiße. Hoch ging es, aber runter. Wir haben die Knochen weh getan, aber das war halt so.

Enrico Richter

Vermerkst du heute den Trainingsmethoden? Ich möchte eher weicher sein, ich bin schon zarter in meinen...

INTERVIEWEE

Eigentlich geht das gar nicht, bei Hochleistungssport geht das nicht, zart rumzugehen. Ansonsten gibt es wirklich wenige Sportler oder Sportlerinnen, die den Ehrgeiz haben, wirklich so durchzuziehen. Also du musst den Druck aufbauen. Und ohne den Druck, ich meine, ja, Druck hin, Druck her, es ist ja in der Schule, du brauchst ein bisschen Druck. Wenn du keinen Druck von irgendwo kriegst, da setze ich mich auch mal ein bisschen hin. Das ist so, das ist halt der Mensch. Man ist ein bisschen faul. Man hat nicht immer die Lust in die Schule. Aber es tut immer gut. Irgendwann. Wenn man dann so alt ist wie ich, so ein bisschen grau, dann ist das... Ohne Druck wäre bei mir nichts geworden. Also, wenn mein Vater mich ja nicht so am Anfang in den Arsch getreten hätte, ich war bammer. Ich hätte aufgehört, ich hatte Genuss damit. Die anderen waren so schnell daheim, ich hatte immer die lange Fahrt, das war ein Gefreies. Dann saß ich alleine im Zug von Pirna bis Chemnitz oder Karl-Marx-Stadt damals noch. Dann sind die anderen erst eingestiegen. Das war schon scheiße. Aber was mache ich jetzt? Haben Sie einen anderen Berufswunsch? Einen Berufswunsch? Also ich bin ja Kfz-Schlosser gelernt. Gelernt habe ich ja auch was. Es ist ja nicht so, dass ich nichts gelernt habe. Ich bin Kfz-Schlosser. Oder heute heißt das Mechatroniker, oder? Glaube ich. Ja, das habe ich gelernt.

Enrico Richter

Wie war es mit der Zeit?

INTERVIEWEE

Erzählen wir das nochmal? Ja, das war mal... Ja, genau. Das war auch nicht schlecht, muss ich sagen. Das war eigentlich auch eine schöne Zeit. aber auch anstrengend, da wir ja nicht so viel da waren. Früher am Kfz-Schloss haben wir immer zwei Jahre gelernt. Bei uns war das schon im Raum drei Jahre. Also wir mussten drei Jahre lernen, weil wir das zeitlich gar nicht gehaft haben. Durch das Training, Trainingslager, dorthin, dahin, vorhin, dahin, das war einfach. Da haben die das ein bisschen gezogen. Da hatten wir auch eine Extraklasse. Wir waren zwar mit der Klasse drinnen, aber die haben uns immer so ein bisschen wie als Zusatz noch genommen. Am besten war dann immer so die Arbeitszeit. Wenn wir dann ins Praktikum sind, Schule, ging eigentlich, das war alles kein Problem. Da sind wir gut hingekommen. Praxis war immer unser Haupt. Ich wollte das doch nie werden. Da gab es das Schlossort. Ich wollte eigentlich, eigentlich war mein Wunsch, Unterstufenlehrer, Lehrer wollte ich werden. Das ging aber damals nicht, weil von einem Kumpel, der auch auf der Sportschule war, denn sein Bruder war abgehauen im Westen, und der hatte sich auch vorher schon beworben zu der Stelle in Köstrit, in Kossen war das damals, und da durfte ich dann nicht mehr dorthin, nicht dass ich dort beeinflusst werde oder so, und dazu haben sie das gestrichen und Betonfacharbeiter werde ich ohne werden. Da hab ich gesagt, ja gut, dann mach ich mit Kfz-Schlosser. Ich sag, so schlecht auch nicht. Mein Vater hat immer gesagt, mach's Abi. Ich sag, nee, hier hab ich keine Lust. Ja, ne? Eigentlich stimmt. Da war ich doof. Aber er war nicht hier, konnte er nicht sagen. Okay? Gut, aber das war's. Wo waren wir jetzt nochmal? Was war? Ja, dann Lehre, genau, so ist es, Lehre. Also wir hatten dreimal in der Woche, sind wir in der Lehre runter, in Skiff, K.I.W., wo jetzt der Mercedes-Benz ist unten, am McDonald's, in so einer Autobahn. Wie alt

Enrico Richter

warst du da? Wo hast du die Lehre begonnen?

INTERVIEWEE

78, davor war ich 70, 60, 70, genau. Drei Jahre mussten wir lernen, bis 80, genau, bis 80 haben wir alles gelernt. Und da ging das so, Montag, Mittwoch, Freitag mussten wir unten sein, um sechs ging es los, bis um elf. Unsere Lehrausbildung am Anfang war das ein bisschen so, alle ein bisschen rumschrauben, ein bisschen dort und dort, ein bisschen Werkzeugkunde, da musstest du ein bisschen pfeilen und machen und tun. Und dann hinten raus war das dann immer so, du musstest hinkommen, haben wie so einen Lehrmeister gehabt, Meister gehabt, auf deutsch gesagt, und sagt, Gott, okay, der geht dorthin zum LKW und ich war mit eben, ich war ja relativ leicht damals, ich war nicht so, damals habe ich noch gewogen, wenn ich schon 50 Kilo hatte, war es 4, also da hatte ich nicht, und da ging das immer so, beim W50, ihr macht mal die Räder ab, da haben wir schon bis zum 11 gebracht, bis man die Räder Wir haben das gar nicht geschafft, das war so unglaublich. Wir sagten, ach geht mal in die Kantine, holt mal ein bisschen Holzfrühstück. Das ging nur so. Wir haben eigentlich praktisch nichts groß gemacht. Da muss ich natürlich auch sagen, wie wir die Lehre dann geschafft haben, das ist schon ein praktischer Teil. Haben es geschafft. Gut. Das wurde dann wahrscheinlich geschafft. Von jemand anderem. In Russisch

Enrico Richter

war auch nicht Ihr stärkstes Fach in der Schule. Sie haben ja auch vorhin uns schon die Letztensicherheit gezeigt mit internationalen Kontakten. Gibt es da auch in Ihrer Lebenszeit, als auch schon später, gab es da Kontakte, die sich so erhalten haben oder die länger auch geführt wurden?

INTERVIEWEE

Also inkontaktmäßig zum Westdeutschen. Das war mal zur WM86, mit dem saß ich hinten im Flugzeug, komischerweise, oder das war vielleicht für die DDR natürlich scheiße, aber wir mussten mit den Westdeutschen heimfliegen, weil wir nach Frankfurt am Main geflogen sind und die Orden, das ging nicht anders, nach Berlin ist keine Maschine von Amis geflogen. Und wir saßen, und damals waren ja die Flugzeuge nicht so voll wie heute, hatten ja Platz. Boing, blablabla, jetzt ist was, gell. Und haben ja hinten gesessen, da auf der Reihe. Und

RIKE

dann war

INTERVIEWEE

alles fertig, dann konnten wir auch Bier trinken. Und dann kamen natürlich auch die Westdeutschen, die waren ja mit immer. Da haben wir ein bisschen gequatscht. Und mit dem habe ich heute noch Kontakt mit dem Klaus-Nikita. Also das ist ganz komisch. Wir sind da ins Gespräch gekommen. Aber ansonsten im Ausland ganz schwer. In denen habe ich auch noch ein bisschen Kontakt, aber sonst relativ. Gegen den habe ich mal in Bangkok geboxt und mit dem habe ich noch ein bisschen Kontakt. Im Sinne einer deutsch-sowjetischen Freundschaft wurde dort nicht besorgt? Das gab es überhaupt nicht, das muss ich jetzt mal sagen. eher, als wir gegen die Russen verloren haben, war es richtig scheiße. Scheiße war es natürlich richtig, wenn wir gegen irgendeine BRD verloren hätten. Da hatten wir, Länderkampf hatten wir oben in Rostock, wir haben gewonnen 16-4 und die zwei, die verloren haben, die hatten Kaum noch gesehen. Komisch, oder? Das war politisch schon irre. Im Nachhinein. Damals hast du das ja gar nicht so gesehen. Du hast dich auf deinen Sport konzentriert, was du machst. Du hast das Politische. Das war für mich gar nicht so interessant. Mir war der Das wird schon interessant. Rausfahren, bist dorthin gekommen, bist dahin gekommen, ist anstrengend, aber du warst unterwegs. Aber wie das teilweise gehandelt wurde, möchte ich nicht wissen, was da los war.

Enrico Richter

Vielleicht auch so ein politisches Thema, weil ja das auch erst im Nachhinein rausgekommen ist, dass auch die DDR stark im

INTERVIEWEE

Doping-Skandal ist. Also ich sag mal so, ich weiß nicht, was wir gekriegt haben. Das wirst du gar nicht mitkriegen. Das kriegst du nicht mit. Wir waren Essen in Zönewitz oder in Bellmecken oder in Höhen Trainingslager, Was die dort zu essen geben, das musst du ja essen, dann weißt du eigentlich, was drin ist, oder? Wenn die dort ein bisschen was mit untermischen, dann ist das kein Problem. Aber ich war das erste Mal im Trainingslager Junior, da war ich auch noch relativ leicht. Da habe ich so 40, 45 Kilo vielleicht gehabt. Und da waren wir in Lindow, das war so ein Trainingslager, da waren viele die Schwimmer. Gewichtheber, Boxen, so Nachwuchsboxen, gell? Ja, so. Genau. Könnte sein. Genau, genau. Lindow. Dort, genau, dort war das. Dort war mein erstes Trainingslager. Sind dort hingekommen. Ich hab gedacht, Mensch, was ist denn hier los? Lauter Gänge, alles mit Gas. Also du kommst gar nicht, brauchst eigentlich gar nicht an die frische Luft. Du kommst vom Internat ein, wirst da reingeschleust. Und mit Bowling und bis ich was. Sie hatten dort wirklich alles, alles mit Kantine. Ich gehe an die Kantine, wollten, stehe so da, stehen vor mir zwei solche Bretter. Ich habe gedacht, was ist denn das? Ein Kaffee bitte. Da waren da solche welche Schwimmerinnen. Ich habe gedacht, das gibt es kaum. Wie reden die? So dunkel. Na, die haben alle gekrischt, hundertpro. Und das muss ich sagen, das ist für mich was, wo ich sage, die waren ja noch jung, die waren ja noch nicht mal so alt. Die waren ja so alt wie ihr. Oder jünger. Ein paar Trepper. Das kannst du dir nicht vorstellen. Ein paar Athleten. Uli. Kleine Ulis waren das. Ruderinnen. Ruderinnen. Ein paar Maschinen. Und das geht nicht von heute. Also so einfach mal schnell. Das trainiere ich mir mal an. Also die Größe ja auch nicht. Die Länge. Und da ist bestimmt viel Scheiße gemacht worden, muss ich sagen. Finde ich auch. Aber im Boxen weiß ich nicht, wie das da ablief. Ob es da was gab oder nicht, kann ich nicht sagen. Es ist bestimmt was gekommen, 100 pro, würde ich mir denken. Aber ich weiß es nicht. Ich kann es nicht sagen. Ich wüsste es jetzt nicht. Indirekt bestimmt. Wahrscheinlich. Aber das wüsste ich nicht. Ja, weil sie es sonst

Enrico Richter

nicht hatten.

INTERVIEWEE

Hatten nichts. Das ist ja auch

Enrico Richter

symbolisch eben, das ist viel politische...

INTERVIEWEE

Deswegen im Fernsehen. Deswegen waren die Zuschauer nicht... Also es war einfach so. Und ich sage, das war schon... Ich glaube, da haben sie ganz schön viel... Aber mein Trainer, wie ich schon gesagt habe, mein Trainer sagte, die brauchen sich nicht erfreuen drüben. Die waren nicht anders. Drüben sind sie erfreut. Weil die ein bisschen genommen haben, dort, dort, dort, da holen sie das, hol ich mir das, hol ich mir das. Und bei uns war das kontrolliert. Dass das natürlich auch nicht in Ordnung ist, ist gar keine Frage.

Enrico Richter

Aber

INTERVIEWEE

das ist lang, langes her, Geschichte. Gehört auch mit dazu, was wahrscheinlich auch nicht schön ist unbedingt, wenn Sie das hören. Aber das war so. Doping war einfach, denke ich mal, gang und gäbe. Und ich war ja auch ab und zu relativ lange verletzt. Da waren wir immer in Graecia, Zoria. Graecia war ja so ein bisschen der Pool des Tubings, sag ich mal so, der Tubing-Untersuchung und und und. Da mussten wir, wenn wir irgendwo ins Ausland sind, mussten wir das immer, wir wurden ins Ausland, immer Urin abgeben. Und wenn irgendwas drin war, wärst du weg gewesen, also wärst du nicht da hingefahren, ins kapitalistische Ausland zum Beispiel oder so. Dieses ja damals kapitalistische Ausland. Aber es war jetzt so. Ja, genau.

Enrico Richter

Das war sehr interessant. Das war natürlich auch so eine Sache. Ging natürlich

INTERVIEWEE

alles über den Wismut, ist klar. Das ging ja anders. Ich hatte das Glück, sage ich mal so, oder Glück ist egal, meine Eltern sind gefieden, schon verstehen, sie haben sich aber immer verstanden, überhaupt keine Frage, hat immer gut geklappt. Und ich hatte in Pirna dann ab 18 eine Wohnung. Hat mein Vater organisiert, auch über den Wismut oder, der hat ja auch ein bisschen seine Hände irgendwo im Spiel gehabt. Gut, und dann habe ich gesagt, gut, okay, jetzt möchte ich irgendwann aus dem Internat auch raus. Mit 21 war ich noch im Internat. Irgendwann bin ich ja auch raus aus dem Ding. Glücklicherweise eine Macke. Ist ja klar. Irgendwo wirst du ja ein bisschen... Ja, und dann hab ich mir eine Einraumwohnung zugeschanzt in Lusann, im 11. Geschoss, 11. OG. So eine kleine Bucht. Aber ich war glücklich. Ich hatte meine Wohnung gut aus. Ich brauchte nicht mehr ans Internat. Konnte im Internat essen. Überhaupt keine Facharzte. Hast ja deine Essenmarken immer geholt. Aber der Rest, das war dann hier. Partnerin, Logo, dann kam ein Kind. Kevin, den kennst du ja. Ja, und das war so.

Enrico Richter

Und es wurde alles von der Wissenschaft

INTERVIEWEE

geliefert? Das Essen, die Unterkunft? Das Essen, ne, die Unterkunft, ne, also die Miete musste ich schon bezahlen. Aber ich so viel Miete zahlen wie heute. Ich hab 80 Mark bezahlt, oder 83 Mark. Ne, für die Einraumwohnung 21 Mark oder was. 21 Mark 50, DDR-Mark.

Enrico Richter

Ich kann mir ja mal wissen, was haben Sie bekommen, wenn Sie so indiskret waren?

INTERVIEWEE

Also, als ich ausgelernt hab, als ich ausgelernt hab, hab ich gekriegt 550 Mark. Ja, gut, war halt so. Da hast du ja auch nicht viel gebraucht. Also ich habe meine Essenmarken bezahlt, da habe ich ungefähr einen Fufi bezahlt, glaube ich, und da habe ich Frühmittagabend essen können. Das hat für mich, pssst, hat ja nichts gekostet. Hat wirklich nichts gekostet, war alles sehr billig, preiswert, also die Grundnahrungsmittel. Ich hatte dann natürlich auch das Glück, muss ich sagen, ich konnte mir meine Essenmarken kaufen, konnte jeder kaufen, ob du zu Hause warst oder nicht, der Hochleistungssportler da konnte sich die Essenmarken kaufen, beziehungsweise am Anfang haben das die Eltern bezahlt bis zur 10. Klasse und dann hast du so antagelmäßig ein paar Fänge mit dazugegeben. Und das hat nicht viel als einen Puffmark oder so gekostet. Da konnte ich mir einkaufen dann, im Trainingslager, hab ich natürlich gesammelt. Dann bin ich bei uns in die Küche einkaufen gegangen. Wir hatten da alles, das war einfach da. Wenn wir dann hinten aus unserer Küche gekommen sind mit Nabelapfel und Bananen und das ist was, die haben gesagt, wo gibt's denn die, wo gibt's denn die? Da hinten ist ein Gemüsegeschäft um die Ecke. Da sind wir hingerannt. Das war halt so. Das war halt...

Enrico Richter

War das auch regelnah spezifisch für Geraldo oder wäre das in Schwerin oder Kostas auch für Leistungssportler?

INTERVIEWEE

Das weiß ich nicht. Aber ich glaube, dass die Verkünstigungen auf alle Fälle. Also das mit dem Einkauf. Na klar, das Essen war ja da. Also für die Leistungssportler. Die Wiesmanns hatten auch Kontingente. Also drüben im Schacht. Also die brauchten sich nicht aufzuregen. Die haben eigentlich auch gut gekriegt. Aber es war schon nochmal eine Stufe höher. Du hast keine Kuba-Orangen gekriegt, wie es damals war. Die könnt ihr wahrscheinlich gar nicht mehr, die Kuba-Orangen. Die kannst du gar nicht schälen, die Dinger. Saftig waren die, aber schälen ging gar nicht. Ja, aber das Saft war schon schlimmer. Das Kuba-Orangen war schlimmer. Aber gut, es war nicht so. Ja, dann kam mein Sohn und mein Lobo, ja, dann habe ich eine größere Wohnung bekommen, den musste ich natürlich ein bisschen warten. Aber das ist so, das war Kontingent, auch wieder Wismut wahrscheinlich, da habe ich dann hier am Steinweg gewohnt, richtig gut, Zentrum, war richtig gut. Wie haben Sie Ihre Frau kennengelernt, also Ihre damalige? Ach, die harte Herren. Die habe ich schon aus der Schule gekannt. Und irgendwann habe ich die mal getroffen. Da saß ich in einem Café. Cosi hieß die damals. Und da habe ich einen Kaffee getrunken. Oder abends ein Bierchen. Weiß ich jetzt gar nicht mehr. Und da kam die irgendwie rein. Wir haben uns schon gekannt und haben ein bisschen gequatscht. Und dann ging das so. Auch nochmal treffen und wieder Salz zu essen. So hab ich die kennengelernt. Und irgendwas... Ne, null. Aber... Aber hat sich dann gebrüstet, muss ich sagen. Ist so ein bisschen... Du bist ja dann irgendwo hingefahren, das war einfach so. Und du hast nur Zeug gekauft. Zeug gekauft, also was es ja nie gab. Klamotten, Jeans, alles Mögliche, was halt ein bisschen modern war, hast du halt mitgebracht in der Zone. Weil es das hier gab es ja nicht. Oder gab es mal ein Exquisit, aber das gab es auch nicht immer. Und das stark kontrolliert, wenn Sie im Auto saßen?

Enrico Richter

Nö.

RIKE

Würden Sie

INTERVIEWEE

alles nicht reinbringen? Ja, alles nicht. Also, ein harter Trogiker würde noch nichts reinbringen, aber zum Beispiel Finnland. Wussten wir schon, wenn wir nach Finnland fahren, wir haben immer zwei Pollen Ruß mitgenommen. Sollte Wodka draufstehen, wäre ideal. Wir haben den dort verkauft, wir haben den gekauft für, ich weiß nicht, 10 Mark oder wie es ist, wir haben den dort für 40 DM verkauft, also größtes Geld. Bei denen ist der Alkohol so teuer gewesen, die haben das so... Da haben sie mal zwei Jeans gekriegt für so eine Flasche. Das ist gut. Das war auch so ein bisschen Handel. Das war schon interessant. Das könnt ihr euch heute gar nicht mehr vorstellen. Heute kannst du dort und dort hinfahren. Überhaupt kein Problem. Wenn ich nach Österreich will, fahre ich nach Österreich. Ich bin mal in Wien gewesen, mal drei Tage, vier Tage, haben wir turniergeschnell geboxt, zwei Kämpfe gemacht, wieder zurück, dann war ich in Berlin, dann bin ich nach Dänemark gefahren. Das war eigentlich, was für mich ja eigentlich gut war, weil es gab ja dann immer pro Tag gab es 25 DM, also richtiges Geld, deutsche Mark, nicht unsere Chips. Und da konntest du natürlich ein bisschen was. Das hast du dir gespart. Und dann hast du immer überlegt oder dich darauf gefreut, wenn du irgendwann in Bangkok, wo es nichts gekostet hat, da hat es die Jeans 2 Dollar gekostet oder was, da sind wir hingekommen, da musstest du dir noch Taschen mitkaufen, dass du mitsleppen kannst. Also irre. Blanker Wahnsinn. Du hast dann natürlich immer mitgebracht. Für die Familie, für... dir selber eigentlich, ja... seltener. Dann hab ich immer, das weiß ich noch, da war gerade Wien, genau, hab ich mir mal zwei Jeans geholt. Hab mir gedacht, die hol ich mir. Die sogar, die auf dem Bild war, das Ding. Dann hab ich mir geholt, und noch eine andere Hose. Und hab dann die unterschiedlichen Sachen mitgebracht. Für den Kleinen hab ich noch was mitgebracht, nicht. Entschuldige, ich bin auch mal dran. Aber es war so. Hat sich mit der Wende Ihr Lebensstandard geändert? Nö. Nö, eigentlich nö. Na, Logo ist mal ein bisschen anders geworden. Man hat ein bisschen Bremse, man war dann ein bisschen, am Anfang natürlich nicht, Euphorie war auch mit da, ist eigentlich nicht so extrem. Wir haben dann irgendwann angefangen, ja was machen wir denn? Wir hatten nochmal 89 WM in Moskau und das war im Oktober und da ging das war das ja schon ganz schön am Knirschen. Das haben wir gar nicht mitgekriegt, gell, das war einfach, ich hab dann gedacht, das gibt's gar nicht. Da hatte ich noch eine Reha in Kreischa, neben dem Rücken, und dann hab ich immer gedacht, wenn die Anzeige in die Gaststätte kommt, da haben wir doch wieder Temo. Ich hab gedacht, was machen die denn für einen Scheiß? Was machen die? Da haben wir auf Dresden Temo. Ich habe schon gedacht, hä? Aber dann ging das ja dann so richtig, und es ging ja relativ schnell. Ich glaube, das war auch gewollt. Und dann war es schon für uns, oder für mich, habe ich gesagt, okay, was machst du denn da jetzt? Musst du irgendwas machen? Hm. Wismut wird es irgendwann nicht geben. Was dumm war, muss ich wirklich sagen, war doof. Ich hätte eigentlich weiter bei der Wismut bleiben sollen. Sie hätten es mir ja irgendeine Aufgabe geben müssen oder ansonsten hätten sie mich irgendwie auszahlen müssen oder wie weiß ich was, hab ich nicht gemacht. War vieles zeitmäßig so zusammen, der Niedergang der DDR mit ihrem Alter? Ja, es war so ein bisschen, ja, ich war schon so ein bisschen, hat eigentlich keinen Bock mehr. Das war ein altes, das stauchte ja, und dann musst du sehen, wenn ich 89 bei der WM vielleicht noch irgendwo eine Medaille oder irgendwas gemacht hätte, da bist du nochmal anders drauf. Aber dort bin ich auch gleich wieder rausgeflogen, eben im Finale zu den anderen verloren hatte. Da hab ich gedacht, scheiße, warum jetzt noch? Und dann war ich nicht mehr in meiner Gewichtsklasse, muss ich auch noch sagen. Die haben mich eine Gewichtsklasse höher genommen, weil die Maske auch in die Höhe gegangen ist. Und unten war wieder der Schmitz, wo wir vorhin gesagt haben, dass ich da immer verloren habe. Und dann habe ich gesagt, ich hoffe, es geht von mir. Und dann habe ich noch ein bisschen Bundesliga in Frankfurt am Main gewachsen. Habe hier trainiert. Habe, aber dann musste ich arbeiten, musste was machen. Das ist ja keine genaue Arbeit, das geht ja nicht. Ich musste aber Geld erwerben. Die Bundeskanzlerin hat sich gutes Geld verdient, muss man einfach sagen. Aber das hat ja nicht gelangt. Es wurde ja auch alles teurer. Die Miete hat nie mehr so wenig gekostet wie... Das ging ja dann relativ zügig. Und da habe ich dann gedacht, okay, was mache ich denn? Da hatte ich einen guten Kumpel, Thomas Frings. Der hat Glas- und Gebäudereinigung gemacht. Und der hat gesagt, wir arbeiten noch früh. Wir fangen Zeit schon an. Ab bis um 8 sind wir fertig. Ich sage, das wäre ideal für mich. Dann kann ich danach trainieren. So hat es angefangen. Jetzt haben die mich nach Hermsdorf geschickt. Ich sage, nach Hermsdorf. Dort war ein Losgang. Um 5 ging es dort los. Ich habe gedacht, da müsste ich um 4 losfahren, damit ich pünktlich auf der Arbeit bin. Musste es ja auch noch ein paar Wege laufen. Oh, das war schlimm. Dann hast du noch zwei Einheiten gemacht. Dann hast du noch zwei, drei Wochen einen Wettkampf gemacht. Und gut, dann war sie kaputt. Ah, das habe ich nicht lange durchgehalten. Dann kam irgendjemand von Frankfurt. Den habe ich dort kennengelernt. hat angefangen, so Zeitschriften, so Drücker, Drückerkolonnen. Ich sag, ich mach das nicht. Das kannst du gleich mal vergessen. Nee, nee, du tust die Schäfchen, die Schäfchen tust du bloß betreuen. Das hat er so gesagt. Das heißt, also somit, ich fahr die raus in die Gegend, Rusan, waren ja ausgebildet, dann sind die dort durch die Häuser gegangen, Zeitungsverkauf verkauft, also so an der Treppe, war irre, war der blanke Wahnsinn. Ich saß im Auto und hab das mit mir gemacht. Und dann irgendwann haben wir uns dann anders weitergebildet.

Enrico Richter

Am

INTERVIEWEE

Anfang eigentlich nicht so, aber es war dann schon, es war schon relativ, man merkt das schon, dass der Druck auch anders war. Du hast ja dann den Sport nicht mehr gemacht. Also ich bin ja dann auch völlig rausgegangen aus dem Sport, total nichts mehr gemacht. Ab 92. Ich habe noch ein bisschen Fußball gespielt, so nebenher. Ein

Enrico Richter

bisschen wie

INTERVIEWEE

abtrainieren, das war auch sehr ein bisschen, das war immer schön. Und dann sind wir, ja, dann habe ich eigentlich nichts mehr gemacht. Bis

Enrico Richter

Ende 2004,

INTERVIEWEE

Anfang 2004, da ging das dann los, da hatten wir so eine Anfrage von Markus Bayer, seinem Vater, ob wir nicht so ein bisschen eine Veranstaltung mitmachen könnten, so Ulti-Boxen. Die wollen in Schwarzenberg mal wieder, dass das Boxen ein bisschen floriert. Da haben wir uns gedacht, ja gut, warum nicht. Fit sind wir noch soweit, alles klar, haben wir schon trainiert und gemacht und getan und dann sind wir dorthin gefahren, haben das gemacht, einwandfrei. 2005 haben wir das in Dresden nochmal gemacht. Richtig geile Veranstaltung war das, muss ich sagen. Also nicht nur in Dresden, auch in Schwarzenberg. Und dann 2006 haben wir das hier in Cook gemacht. Richtig gut. Massenvoll das Haus, richtig geil. Und ab da haben wir dann gedacht, was machen wir eigentlich, jetzt mache Hier boxe ich ja so ein bisschen rum. Was können wir machen? Und da hatten wir einen Michael Sumser, der macht hier so Gastro-Kettering-Veranstaltungstechnik. Der veranstaltet so, Schwarzbier-Nächte hat er gemacht oder sowas. Und der hat gesagt, ey, wir gründen einen Club. Wir machen einen Boxclub. Gere ist nicht mehr los, wir machen einen Boxclub. Alles klar, dann haben wir gesagt, gut, naja, okay, dann haben wir das ein bisschen zusammengewürfelt wie ein Buwaz. Dann haben wir gesagt, okay, machen wir. Und seitdem mach ich dann.

Enrico Richter

Also auch die Wissensguter, die quasi dann wieder

INTERVIEWEE

gekommen sind? Auch ein paar, muss ich sagen. Also, ich sag mal so, als Zuschauer, ja, als Zuschauer schon. Als Zuschauer hier im Cook oder so, dann waren die schon da. Das haben wir dann drei Jahre hintereinander gemacht. War vielleicht ein bisschen viel, das Letzte war nicht mehr ganz so dolle. aber ist ja egal. Heute würden sie es wahrscheinlich wieder lieben. Irgendwann ist es ausgelutscht, das ist nun mal so. Ich glaube, da waren auch sehr viele da, von den alten Wismutern, vom Boxen her. Also die, die früher schön zum Boxen gegangen sind.

Enrico Richter

Ich werde nochmal auf den Bezug zur

INTERVIEWEE

Wissenschaft gekommen, auf Ihre Boxkarriere eingehen.

Enrico Richter

Also wann Sie dann mal so richtig erfolgreich

INTERVIEWEE

waren oder Ihre ersten Kämpfe hatten. Hier die ersten Kämpfe, erfolgreiche Kämpfe, zwischendurch immer mal einen erfolgreichen Kampf, das ist so. Wenn du gewinnst, ist das ein Erfolg. Da spielt es keine Rolle, welcher Kampf. Mein Durchbruch war eigentlich 1985 die DDR-Meisterschaft. Ich bin das erste Mal DDR-Meister geworden. Das war eigentlich so. Da war auch wieder mein Rudi Roche, clevererweise, 1985 war ich verletzt am linken Knie, relativ zeitig, August, ich sollte nach Fenyang zum Turnier fahren, musste ich dann später irgendwann nachholen und da habe ich mein Knie verdreht, OP, ja, und Kreischer und 8, 9, 10 Wochen ausgefallen und irgendwann waren die Meisterschaften dran. Und da hat er mich gefragt, wie sieht es aus, Meisterschaften mitmachen? Ich so, ja, bleib mir ja nicht sonst übrig. Du musst ja irgendwas machen. Ja, alles klar. Bis wie viel Kilo? Ich hab gesagt, ja, ich weiß nicht, ob ich 67 schaffe. Box 67, alles klar. Ich hatte damals natürlich so 73, 74 Kilo. Ich so, ich weiß nicht, ob ich das schaffen. Zwei Wochen. Box 7-6. Alles klar. Abgekotzt, abtrainiert, trainiert, trainiert, trainiert, runtergeschleppt. Komm hin zur meisterhaften Rostock war das. Ja, war in rausgezogen. Ich gehe drauf, 7,6 habe mein Gewicht. Sagt er, die Box ist eh nicht. Ich sage, hä? 4 Kilo hättest du mir ja sparen können. Alles gut, okay. Und da war ich DDR-Meister. Und das hat er clever gemacht, da wusste er, also in welcher Ruhrwistplatte, wer da ist und und und. Und da hat er gesagt, gut, okay, dann brauchen wir dich. Und komischerweise Ich bin dann mit ins Winterlager. Ich war schon mal im Winterlager bei den großen Sportlern. Ich war nicht schlecht im Langlauf. Es war allgemein Bewegungstalent, sagen wir mal so. Und das ist eigentlich so. Das hat meinem Nationalmannschaftstrainer auch sehr gut gefallen. oder Bundes- oder Nationalmannschaftstrainer war das damals. Da hat ihm auch gut gefallen, dass er überall so ein bisschen mitkann und auch kämpfen kann. Und da hat er gesagt, gut, okay, dann nehmen wir den mal mit. Und dann hatte ich noch so ein geiles Ereignis, das war auch nicht so schlecht, auch gegen ihn, den ich immer verloren habe, gegen den ich zur WM im Finale verloren habe, gegen den Angel Espinosa. Da war ich im Finale gegen den in Halle, das war auch so ein Nominierungsturnier. Und da sagt mein Trainer zu mir, du rennst drei Runden nur weg, du kriegst keine Kinder, du rennst nur weg. Ich dachte, der kam rein, so ein Stier, das war ganz schön... Ich habe vorher die Kämpfe von dem gesehen, aber ich dachte, scheiße, scheiße, scheiße. Was wird denn das? Ich bin nur weggerannt. Nur weg. Festgehalten, oder wie es ist. Keine gekriegt. Im Nachhinein ist das so, wenn ich dort eine gekriegt hätte, wäre ich K.O. geraten, hätte ich eine K.O.-Sperre gehabt. Wäre ich vier Wochen ausgefallen. Somit sind wir zwei Tage später nach Japan gefahren. Dort habe ich den Japan Cup gewonnen. Und somit hatte ich meine WM-Teilnahme eigentlich, meine Nominierung geschafft für die WM. Das habe ich ja damals gar nicht gewusst. Ansonsten wäre ich gar nicht zur WM gefahren, weißt du. Und da hat mein Trainer, also das war, da haben die mich ausgepfiffen, Publikum. Die wollten ja immer eigentlich hier, dass es richtig sammelt, DDR gegen Kuba oder gegen die Russen. Aber wer hat denn dann gewonnen? Nicht der, ganz klar. Ich habe keine Chance. Ich bin ja nur weggerannt. Hast du schon ein Foto? Riesig bewirken.

Enrico Richter

Das war echt hier. Ich glaube,

INTERVIEWEE

ich habe den Kampf sogar noch von Halle. Du Traumtänzer, mach das Licht aus! Ich hab mir das gedacht, dann stellt euch doch mal rein, ihr Blöden. Kommt doch rein. Nee, aber das war schon schön. Also das war halt so. Und so wie der Rudi Rochel hat er wieder mit Auge gewusst. Wie viele Jahre hatten Sie mit dem Thema, oder haben Sie vorher nicht angetan? Ja, natürlich angetan. Ich muss sagen, Grundlage 8. bis 10. Klasse hatte ich mit Herrn Hattenbrock. Das muss ich sagen, das waren, wie sagt man, Jahre, aber sehr korrekt. Da konnte er auch alles selber. Das war schon Wahnsinn, ob der gerannt ist, ob der leicht athletisch ist. Da konnte alles, da konnte auch alles. Geredet wurden, schwimmen, war immer ganz schlimm, schwimmen. Wir haben immer gedacht, wir gehen in die Schwimmhalle. Einmal, ja, springen. Nö. 400 Meter einschwimmen. Bier, Brett und das und hin und zurück und dort und da und Butterfly und bis ich was alles, gell. Und dann geht er. Und jetzt gehen wir springen, letzte Viertelstunde. Ihr springt nur das, was ich springe. Jetzt macht er alles vor. Fußsprung. Ihr kennt keine Zeit mehr, oder? Kennt ihr den Fußpunkt? Ihr kennt ihn? Aber wie? Eins, zwei, drei, an, bumm, bumm, hoch. Die springen immer so hoch. Früher war das noch anders. Heute laufen die ein bisschen anders an. Die Springer. Früher war es eins, zwei, drei, bumm, drauf und hoch und runter. Das müssen wir alles machen. Das mache ich heute auch noch. Dann ist heute auch noch. Dann ist alles noch. Anderthalbfach noch Salto. Das ist irre. Und das mussten wir immer nachdenken. Ich habe mir gedacht, so ein Blödsinn, freispringen. Wir wollten irgendwann mal bomben oder krampfen oder irgend so einen Scheiß. Nichts, mehr durften wir nicht. Aber recht gut, leichter Tätig. Der konnte alles. Sehr anstrengender Trainer, aber im Nachhinein überragend. Aber als Mensch auch wirklich guter, richtig cooler Typ. Dann hatte ich manchmal ein paar Trainer dabei, die waren halt auch nicht so. Ja halt. Ich denke mal, das macht auch sehr viel aus. Ist ja egal, wo oder wie. Wenn der Trainer nicht passt, kannst du in die Zähne kloppen. Da kann derjenige sich anstrengen oder nicht anstrengen oder weiß ich wie. Das wird nicht. Das wird nicht. Das ist aber, ich denke mal, in der Schule ähnlich. Der eine Lehrer mit dem kannst du sehr gut, das läuft, das ist einwandfrei. Und

Enrico Richter

mit der anderen...

INTERVIEWEE

Ich hab...

RIKE

Mit Chefs

Enrico Richter

dürftest du auch so sein.

INTERVIEWEE

Ja, ja, das ist einfach so. Oder man ist selber Chef. Aber das ist auch nicht so einfach. Die Entscheidung dann immer selber zu treffen.

Enrico Richter

Und wie viel hat man verdient als

INTERVIEWEE

Leistungsbegleiter? Ich habe angefangen mit 550. 550 DDR-Mark. Das war ein bisschen mehr als die Rente. Ich glaube Rentner, die haben so knapp 400, 450 ungefähr. Ein bisschen drüber hatten wir. Dann ging es los, nach dem ersten Jahr gab es dann so einen Prämien-Zeitlohn, 200 Mark. Das ging wahrscheinlich auch über den Wissenswunsch, wahrscheinlich alles über den Wissenswunsch, gar keine Frage. Prämien-Zeitlohn. Und das war so ein Lohn, als wenn du irgendwo zu spät in der Nacht kein Training oder nicht richtig trainiert hast. in der Lehre, Training oder in der Nahe zu spät gekommen bin, waren die 200 weg. Das war einfach so. Das ging, die hatte ich selten. Die 200 Euro, die 200 Mark hatte ich nicht so oft, weil ich da doch das eine oder andere Mal nicht so trainiert habe. Und dann später? Dann später hat sich das persönlich ein bisschen gesteigert. Am Anfang war ich Betriebshandwerker. Und später war ich dann Schlosser. Und als Schlosser habe ich verdient knapp 1200 Mark. Das war so am Ende. Da war zwischendurch noch mal 815, ein bisschen gesteigert. Und dann 1200 hatte ich gehabt. Aber auch 300 Mark Bremszeitlohn. Zeit lohnt. Aber da konnten sie mich ja nicht mehr kontrollieren. Wenn du daheim warst, war das ja ein bisschen anders. Höchstens beim Training. Auch wenn du den Erfolg hattest, war das eh egal. Was es noch gab, das gab es natürlich auch zu DDR-Zeiten, es gab natürlich auch Prämien im Leistungssport. Also Geldprämien. Und die gab es für den Europameister, aber gab es immer nur, du konntest also Turniere gewinnen, wenn du ein internationales Turnier gewonnen hast, hast du 1.000 Mark gekriegt. Die 1.000 Mark hast du aber nicht in der Hand gekriegt. Die wurde immer einkassiert, das haben die einbehalten. Obermeisterschaft hast du 8.000 Mark gekriegt. Weltmeisterschaft, für den Weltmeister hättest du gekriegt, 12 oder 15, Ich kann es nicht genau sagen. Ich habe für den Vize 10.000 gekriegt, für den Olympia-Sieg hast du 25.000 gekriegt. Weltcup haben wir auch 8.000 gekriegt, genau. Aber, ich habe teilweise Turniere gemacht, manchmal im Jahr 4, 5, 6 Stück. Das ging immer nur bis 20.000, gell? Wenn 20.000 voll waren, haben sie den Rest einbehalten. Also der war weg. Und davon haben die nochmal 25% sowieso einbehalten. Also das haben die nicht gleich alles ausgesucht. Das haben die auf das Sperrkonto getan. Das haben die aufgehoben. Und weißt du warum? Kann ja mal sein, ne? Ich sag mal so, die Katharina Witt oder der Christian Otto, die war sechsmal oder siebenmal Olympiasiegerin, Siegerin oder so, die sagen, ich höre jetzt auf. Da sagen die, dann kriegst du auch das Geld nicht. All glatt, 100 pro. Die Katharina Witt, die wollte 1988 gar nicht mehr zur Olympiade. Irgendwie war da ein bisschen was im Busche, hat man so mitgehorscht oder mitgekriegt. Und da haben die die unter Druck gesetzt. Die haben gesagt, du kriegst das Geld nicht, das ist vorbei. Die wäre ja gerne zu Holiday in Ais und weiß ich was. Hat sie ja später gemacht, keine Frage, aber nach der Wende. Aber das war ein Druckmittel. Haben Sie jeden Tag trainiert?

RIKE

Ja,

INTERVIEWEE

ja. Außer im Urlaub. Sollten wir immer trainieren? Habe ich nie gemacht. Ich hatte keinen Bock. Also ich habe in dem Sinne nicht so trainiert. Aber du hast ja immer was gemacht. Ich war ja nicht so, dass ich nichts gemacht habe, wenn ich im Urlaub war, habe ich auch Volleyball gespielt oder weiss ich was, aber ich habe das Trainingkonten noch mal ausgeliehen. Da hatte ich keinen Bock. Auch in der Schule damals schon nicht. Also da war ich nicht so fleißig. Genau, na klar. alle ins Essen. Wie schon gesagt, das Essen und natürlich das Reisen. Also, du bist ja ins Ausland, das ist das kapitalistische Ausland. Du machst ja im Jahr halt viel weg. Das ist schon ein Riesenvorteil. Das hatten wir ja hier nicht. Wir waren ja eingesperrt, auf Deutsch gesagt. Wir konnten Urlaub fahren an die Ostsee oder nach Ungarn, wenn sie durften. Aber wir waren ja sonst wo 70er-Kinder.

Enrico Richter

Wie wurden Sie ausgestattet? Mit Kleidung? Hatte da jeder Ortssportler dieselben Sachen?

INTERVIEWEE

Ja, ja, komplett. Wir waren immer, das gab es dann immer so Einteilungen. Das gab es schon in der Wismut hier in Gera. Die SG Wismut Gera hatte ihr Zeug an. Dann hatte ich Verin und was weiß ich was. Die anderen Träger oder Chemiale von Chemie, die hatten halt das an, Grün an oder was weiß ich was. Und wir hatten halt immer das von der Wismuth eingekleidet und hatten immer das gleiche. Nationalmannschaft war es nochmal extra, da gab es natürlich nochmal eine extra Einkleidung. Schuhe? Schuhe. Komplett. Komplett. Außer Klöpfer. Ja. Unterwäsche gab es nicht. Und Strümpfe gab es auch keine. Welche Farbe hattest du?

RIKE

Hier ein Gär, hellblau, hellblau-blau.

INTERVIEWEE

Also, Wismut Gär heißt ja eigentlich orange-schwarz. Also Fußball, das kenne ich zumindest noch, das weiß ich noch. Ich glaube, orange-schwarz sind die. Und wir waren überhaupt, also die BSG auch, die war schwarz-orange, genau. Und wir waren blau, blau-schwarz. Habe

Enrico Richter

ich ein Foto da?

INTERVIEWEE

Kann ich mal kurz? Ja, klar. Ich renne hier einfach los. Ich muss mal gucken, ob wir irgendwas... Ich habe hier... Es sind nicht so viele Farbputzen, die sind aber nicht da. DDR gibt es noch. Hier sind alles schwarz-weiße. Das ist alles... Das ist... Das ist... Das ist... Nein.

RIKE

Nee, gab's noch keine Farbfilme.

INTERVIEWEE

Schwarz-Blau auf alle Fälle, ja, ja, ja, da sieht man

Enrico Richter

es, ja, das kriegen wir schon hin.

INTERVIEWEE

Ja, also gab es schon, na klar, die Kleidung. Und du warst auch eingekleidet. Und das muss ich dann sagen, das hat mich auch fasziniert. Ich komme hier nach Gera. Ich war damals, ja, als 14, gell. Ich habe bis zu 32 Kilo geboxt, gell, das war meine Gewichtsklasse. Ich bin schon ein Athlet, Da hatten wir, hatten die Adidas, aber nur

Enrico Richter

in einer Größe,

INTERVIEWEE

die hatten so kleine Füße. Die anderen hatten, da gab es Bottas und weiß ich was, irgendwelche Schuhe, die waren drin. Ich habe Adidas gekriegt. Boah, da bin ich auch umgelaufen. Ich hatte Adidas. Damals, das war schon cool. Dann später war das ein... Ja, egal. Das hat alles... Das hat es halt gehabt. Das war einfach so. Das war auch da. Das ist bestimmt auch alles, was man bezahlt. Bedenke ich mal. Geht ja nicht anders. Und die Zugfahrten? Nee, muss ich bezahlen. Internatskosten gab es auch, ja. Richtig. Und ich glaube, die haben pro Monat 60 Mark bezahlt. Ah, da war alles bezahlt, ne? Mit Essen, Trinken, Unterkunft, alles. An meinen Eltern, genau. Hm. Ja. Ansonsten braucht ihr ja nichts bezahlen. Gut, die Fahrtkosten, ist, was die Fahrt gekostet hat. Ich war eigentlich so der am meisten, am meitesten weg. Ich weiß nicht, was ich bezahlt habe, 5,50 Mark oder so, war ja nicht. Gut, das hast du von den Eltern gekriegt, das hast du ja nicht von der Bismarck gekriegt. Also das musst du jetzt nicht einfach mal bezahlen. Aber sonst war das für meine Eltern auch ein Glücksfall, auf deutsch gesagt. Endlich der raus, der freche Kerl.

Enrico Richter

Haben Sie jemals überlegt, aus Kera wegzugehen danach? Nein.

INTERVIEWEE

Komisch. Also ganz früh hatte ich schon immer gedacht, ach gut, nach Dresden gehe ich immer wieder. Dresden, also Pirna zumindest oder so, ist schon eine geile Ecke. Das muss ich einfach sagen. Ich finde es richtig gut. Aber ich habe wieder mal die Milchen dort. Oder man hätte auf Sachen nach Frankfurt gehen können. Aber wir haben jetzt nie in den Sinn gekommen. Ich habe hier mein Umfeld, die Leute, die ich kenne. Wahrscheinlich hat man da schon so viel gekriegt, dass man dann sagt, man bleibt hier in dem Nest. Ich finde es nicht so schlecht. Manche meckern. Ich meckere auch manchmal. Aber im Endeffekt, ob du dort bist oder da bist. Warst

Enrico Richter

du noch gerne weiter auf der Reihe? Oder war das mit dem Sport dann auch

INTERVIEWEE

egal? Nein, das finde ich schon gerne. Ich mache dann schon mal ein bisschen Rio zum Karneval. weil manchmal war ich mal in Mexiko, also ich mach da schon meine, jetzt mal wieder Limherrsuhe, mal wieder ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. Ich würde schon gerne wieder, Kuba war ich auch noch mal, Kuba würde ich auch gerne wieder machen. Das ist so ein, weil man da als Sportler schon immer war. Ich finde das, das Volk auch faszinierend, wie die mit ihrer Armut eigentlich so umgehen und und und. Also ich finde es schon gigantisch, wie lustig die sind, wie was die für einen Antrieb haben, obwohl sie es nicht haben. Aber die sind freundlich, die tanzen durch die Straßen, das ist unglaublich. Es gibt bestimmt jetzt auch der eine oder andere dort Schlawiner, aber ich finde das faszinierend. Hat das Boxen früher bei der Sismuth den Fußball in den Schatten gestellt? Ja. Ja. Ich sag mal so, von Erfolgen auf alle Fälle. Das ist gar keine Frage. Ich weiß nicht, Ich kenne die ja, die Jungs, also nicht alle, aber den einen oder anderen hat man dann schon einmal. Irgendwann sind die mal, ich weiß nicht, ich glaube 77, 78 sind die in der DDR-Oberliga aufgestiegen, glaube ich. Da war es so, wir hatten ja Wismut im Bus, einen eigenen, ne, der SG Wismut, die SG Wismut hat einen eigenen Bus. Also wir sind die Radsportler nach Berlin gefahren, zur Winterbahn oder wir ins Trainingslager oder dort zum Wettkampf. 1987 kam da, sind die aufgestiegen. Da war natürlich, ich weiß nicht wer da Chef war beim Fußball. Und die wollten schon immer ein bisschen Fußball, das ist halt so. Ist ja auch für viele Leute sehr interessant. Und für mich jetzt auch, das muss ich einfach sagen. Ich gucke auch gerne Fußball. Aber für uns war das ja, ich sag mal, wir waren Weltspitze, gell? Das musst du ja dann immer im Vergleich dann immer sehen. Jetzt kommt die Fußballer, jetzt dürfen die bei uns mitessen. Die durften bei uns mitessen, in unserer Küche. Die Fußballer, die eigentlich Oberliga spielen, oder Erste Oberliga hieß das damals gut, oder? Erste Oberliga. Erste Oberliga spielen. Also schon die höchste Klasse der DDR, keine Frage. Kriegen aber sechs Punkte bloß. Also wir haben die nicht geschafft in dem ganzen Jahr. Im Jahr! Die wären hoch und runter gefahren mit unserem Bus. Wären die hoch und runter vom Stadion zu uns in die Küche, wieder runter. Die brauchten also Nillhofen, nicht so wie wir, die Weltspitze waren. geworden. Ist egal jetzt, ob das Ludwig Kratenrichter, weiß ich ja, war,

RIKE

gell? Und da haben wir uns

INTERVIEWEE

aufgeregt. Aber das hat uns schon angekotzt. Weil das ist einfach scheiße. Nächste? Verstehst du mich? Das war, oh, da war ja, krieg 6 Punkte, 6 Punkte, da gab's ein Feuer. Da haben wir die auch immer, wenn die, da haben wir uns wieder hingekriegt, dann gab's wieder Druck. Da gab es immer so ein paar Rufe nach vorne. Der Udo, ich sag mal so, die Jungs, die können ja da auch nichts dafür. Das war halt so, weil der Chef von der Wismut hat festgelegt, dass die halt gewarnt werden. Ist ja auch nicht so schlimm. Wir damals haben uns bloß aufgeregt. Wir hätten ja auch fahren können. Warum nehmen die uns

Enrico Richter

nicht mit?

INTERVIEWEE

Die hätten uns auch in der Halle fahren können.

RIKE

Oder? Werder? Nee, sind nur die Fußballer. Ja, das

Enrico Richter

stimmt natürlich schon, keine Frage, aber ja, für uns war es

INTERVIEWEE

Aber da muss ich sagen, da gab es schon. Im Nachhinein, man hat sich trotzdem dann verstanden. Aber es war für uns damals schon ganz schön. Da gab es schon ein paar schöne Sprüche. Also ich

Enrico Richter

denke, die Wismut hat ja schon viel getan.

INTERVIEWEE

Ob das immer alles gut war, weiß ich nicht, aber im Endeffekt gab es Arbeit da. Keine schlechte Arbeit, die auch gut bezahlt wurde. Also wir haben ja auch davon profitiert, muss man einfach sagen. Ohne die Wismut wäre das gar nicht entstanden. Hätte das, wäre der Sonnenbock nicht so oft geblüht, wäre das Gero auch nicht so oft geblüht. Hundertpro, also ich glaube nicht, dass das eine Textil oder die Elektronikon oder weiß ich wer, Es war ja auch ein bisschen mit hier, aber es war ja alles so ein bisschen eher, so ein bisschen ab, so ein bisschen, ja. Aber die Wismut war dann hier schon präsent. Also denke ich mal, das war, das hat man auch gesehen. Also es war ja auch relativer Wohlstand in Gerada, also für DDR-Verhältnisse, gell. Also wenn du da geguckt hast, das Kaufhaus und unten die Ex und weiß ich was, oder Exquisitleben gab es da auch, oder die Interjobs, ich war dann später eigentlich nur noch im Interjob eingelaufen, also wenn ich eine Klamotte gebraucht habe. Ich

RIKE

bin

INTERVIEWEE

nicht mehr ins normale Geschäft, weil es das ja nicht gab, was ich wollte, was eigentlich doof ist, aber das war halt so. Ja, klar hast du es dort bedeutend preiswerter gekriegt, aber wenn du mal hier so 8 Mio. geholt hast, wenn du mal schnell in die Klamotte bist und in den London Shop gegangen bist, hast du was geholt für richtiges Geld. Und da gab es auch so viele, die es so gut haben, muss ich sagen. Also da muss es schon auch ganz schön irgendwo welche gegeben haben. Das muss ich auch noch dazu sagen, da gab es so, wie ist das damals, Forumchecks, Kennen Sie das noch vom Namen her, Forumschecks? Das war Währung, das war PRD-Währung, aber durfte es nur im Interjob hier kaufen. Die gab es zu den jeweiligen Europameister, Weltmeisterschaften und immer noch mal ein Paket dazu, aber erst ab 86. Vorher gab es das noch nicht. Ab 86 ging das los, da habe ich 10.000 gekriegt und die 2.000, 10.000 habe ich ja nicht gekriegt, die habe ich ja bloß, also habe ich ja nicht so viel gekriegt, da habe ich mehr abgestuft, 25 Prozent weg, aber die 2.000 Forum-Checks, die habe ich gekriegt und die Forum-Checks konntest du nur im Innerjob kaufen und damit bist du natürlich einkaufen gegangen. Also keine Grundnahrungsmittel, meine Klamotten, meine Schuhe oder wiss ich was, für die Frau oder das Kind mal was. Das konnte sie natürlich nicht mit ins Ausland nehmen. Im Ausland war das nichts wert. Das war nur Intercept-Währung. Eigentlich auch clever gemacht von der Zone. Bleibt im Gebiet. Was ist Ihre Meinung

Enrico Richter

nach eine gute Idee, um an die Zeit der Wismut generell zu erinnern? Also

INTERVIEWEE

ich denke, das machen sie auch relativ gut, finde ich zumindest, drüben in Ronneburg zumindest. Finde ich das nicht so schlecht mit diesem, da machen sie auch immer mal so einen Lauf, wie hieß der Lauf, so zur Grubenlampe oder irgend sowas. Sowas finde ich nicht schlecht, das sollte auch bewahrt bleiben, weil das gehört damit dazu. Wunderburg gehört eigentlich auch zu Gera. Die Vereine haben sich dann so umgenannt. Das weiß ich eigentlich nicht so schön. Wir heißen ja jetzt noch Wismut. Aber das haben wir extra so gemacht, weil das ist ein bisschen Tradition, das gehört auch mit zu Gera. Und ich finde das auch nicht schlecht, wie das unten im Stadtemarkt ein BSG-Wismut-Gera Das ist halt so. Was ist da Schlimmes dran, oder? Aber das wollen dann viele nicht mehr ernähren. Ich weiß noch, damals früher der Hardhouse-Klubbe, obwohl ich mit dem sehr gut konnte, aber der hat seine Zwölzen drüben gehabt, der wollte die Zwölzen unbedingt ganz hoch schaffen. Und wollte den Wissenwut eigentlich so ein bisschen kaputt machen. Verstehe ich nicht, kriege ich nicht auf der Reihe. Warum? Das war doch, früher war Klubbe das da hinten, die 12-Zimmer-Klubbe, Elektronik oder sowas. Die Wismut ist noch viel, ich sag mal so, nach außen auch viel mehr. Also bekannter. Und das kann man da auch beibehalten. Und das sollte man ja auch. Machen andere da auch? Bruder, das gehört einfach auch mit dir zu der Region. Das ist eine philosophische Abschlussfrage.

Enrico Richter

Was ist für Sie Ihr Hauptziel im Leben? Das, nach dem Sie am meisten gestrebt haben oder immer noch streben?

INTERVIEWEE

Gesundheit ist erstmal ganz wichtig. Das muss erstmal bleiben. Aber sonst denke ich mal, als Aufgabe finde ich, Ja, erst mal schon im Endeffekt ein ruhiges Leben zu haben, das ist schon klar, aber das ruhige Leben, ich denke, das brauche ich auch im Sport, also gerade jetzt, wenn wir unsere Sporteinheiten machen, ich erfreue mich da, wenn ich dort den einen oder anderen ein bisschen weiterentwickeln kann. Ob das jetzt, da muss ich ja kein Weltmeister werden oder weiß ich was, aber dass die auf einem geraden Weg kommen, dass die irgendwo ein bisschen, dass man sagt, gut, okay, die Ehrgeiz, die machen was. Das finde ich gut und ich denke, das wäre auch ganz gut für unsere Allgemeinheit, dass da ein paar Ziele da sind. Auch im Sport. Und wenn das mal nicht klappt, ist es auch nicht schlimm. Das mache ich auch sehr gerne. Das würde ich auch gerne weitergeben. Im Voraussetzen haben wir ja gar nicht mehr, dass das so wird, wie das damals war. Aber vielleicht klappt es doch irgendwann mal, dass der eine oder andere mal ein bisschen rauskommt und ein bisschen...

Enrico Richter

Können Sie sich vorstellen, im Profibereich weiter zu trainieren?

INTERVIEWEE

Nee. Wie, zu trainieren? Ich selber?

Enrico Richter

Nee, also weiter junge Talente zu fördern.

INTERVIEWEE

Also ich bin eher so auf der Amateur-Seite. Ich habe mit dem Profi nicht so viel am Hut. Weil das mir einfach zu kommerziell ist, dass mir die, die ihr Geld dort verdienen, überhaupt keine Frage. Aber ich finde das gerade im Boxen völlig falsch, was die da machen, dass die da mit 18, 19 da zum Profis kommen, die kriegen auf die Bretter, das ist unglaublich. Die sollen im Amateurbereich was machen, wenn die dann irgendwo ein Alter haben, wo die 24 sind reif genug. Dann sagen sie, okay, jetzt mache ich mal was. Also gerade im Boxen, Fußball ist das wieder anders, das sind die Akademien und sonst ganz anders. Aber heute im Boxen, dann picken die sich einen raus und hol ich mir, ach

RIKE

geil, der wird was.

INTERVIEWEE

Da wird was. Also ich merke nicht, dass noch wer was macht oder was kommt. Also.

Enrico Richter

Was sind denn diese Erinnerungen? Und

INTERVIEWEE

die Sportförderung generell? Ja, na klar. Na ja, ganz anders. Also, heute musst du ja als kleiner Verein, so wie wir sind, ich sag mal so, wir trainieren eigentlich so wie ich früher in Pirna. In Pirna habe ich zweimal trainiert, wir trainieren jetzt schon dreimal, das tut nicht so schlecht. Aber die Beständigkeit ist auch nicht da. Es ist heute auch viel mehr andersrum. Das Drumherum ist auch ganz anders. Das ist viel mehr. Das hatten wir ja früher nicht. Die Medien, das Ding. Die Schule. Ich sag mal, Schule ist immer wichtig. Aber da ist heute wahrscheinlich, jetzt nach dem Corona-Zeug, da ist vielleicht noch mehr Druck. Also ich denk mal dort, dass die dann auch mal keinen Bock mehr haben zum Boxen oder Sport allgemein zu gehen, das kann ich mir auch vorstellen. Das ist mir vollkommen klar. Aber wenn ich das will, muss ich es machen. Ist einfach so. Wenn ich es will, muss ich es machen. Und dann muss ich es richtig machen. Oder zumindest ein bisschen richtig machen. Wir Tränen haben ja immer zu meckern eigentlich. Früher meiner auch. Das war einfach so. Da konntest du sonst was machen. Mach kurz Klasse und dann sagst du, die Bäume wachsen nicht mehr. Ist alles schon wieder Geschichte. Einen Tag später, nachdem ich Obermeister war, war es vorbei. War so. Hat er recht. Aber das lernt man erst im Alter. Und manchmal sollte man auch den Erfolg genießen, finde ich. Auch in der Schule, ne? Also wenn du mal... Ja, ist so. Das ist viel entspannter, finde ich. Ja, so Misserfolge, die musst du auch leben. Und das gehört einfach mit dazu. Das ganze im Sport, da lernst du das viel mehr. Ich glaube, wir haben das auch relativ viel gelernt. Zum Beispiel durften wir uns nicht groß freuen. Wenn du was gut gemacht hast, war es schön. Wir durften uns nicht hinsetzen in der Ecke, wie die heute. Die sitzen alle. Wir durften nicht sitzen. Ihr bleibt stehen? Gut. Sitzen ist Schwäche. Aber das ist antrainiert. Meine Freundin sagt immer zu mir, du kannst dich gar nicht richtig freuen. Ich sag, klar freue ich mich. Geburtstagsgeschenke oder so. Freue ich mich auch, klar. Aber das ist so drin. Das ist so, alles klar, gut. Ja, und? Weißt du so, manche die dann ah und hmm und schnucki putzl und bah. Das kann ich nicht so. Das ist, weiß ich nicht warum, das ist so. Hast du da Erinnerung dran, wie das mit anderen Wettkampfteilnehmerinnen oder Wettkampfteilnehmern aus anderen sozialistischen Staaten war? War das was sozialistisches allgemein oder was deutsch-sozialistisches? Ja, nee, ich glaube das war sozialistisch, war das allgemein. Das waren die Russen, die Bulgaren, das waren Rumänen, die waren alles so. Kubaner, ein kleines bisschen anders, weil die ein bisschen vom, aber die waren auch nicht, die durften auch nicht groß rumtanzen, machen und tun. Die durften sich auch mal in die Ecke setzen, das hab ich mitgekriegt. Die durften sich mal in die Ecke setzen, aber wir nicht. Das war schön. Das war so ein bisschen Politik, denke ich mal, so ein bisschen. kann ich Wäsche zeigen und die Freunde so, alles klar, völlig normal, das ist manchmal nicht so, dann sind die schon ganz schön getrennt. Und wenn du das von klein auf so mitkriegst, dann lernst du das halt, also ich sag mal von klein auf abschätzen, obwohl früher beim Vater Aber ich konnte mich auch nicht groß freuen. Ich habe schon nicht alles richtig gemacht. Aber es ist halt so. Ne, alles gut. Also ich möchte es auch nicht missen. Um Gottes Willen.

Enrico Richter

Spannend. Ich bin ganz in dem Weg. Falten euch noch eure Fragen ein, die wir noch klären müssen heute. Ich habe sehr viel gefolgt. Ich habe sehr aufmerksam zugehört. Gott sei Dank haben wir das auch alles noch mit mitgestellt. Ja, der auch. Wollen wir Kamera stoppen? Untertitel der Amara.org-Community Untertitel der Amara.org-Community Untertitel der Amara.org-Community Untertitel der Amara.org-Community Untertitel der Amara.org-Community Untertitel der Amara.org-Community Untertitel der Amara.org-Community Und das werde ich Ihnen einmal in Ihrem Fragen oder in Ihren Suchequestions, das ist in Ordnung. Genau, das kannst du auch in die Hosentasche stecken, sobald ich hier auch anzückele, ist es auch an.

INTERVIEWEE

Und dann geht das dann los, auf deutsch gesagt.

Enrico Richter

Das ist dann oben einmal in den Kragen ran oder auch dabei mit dem Ausschlag da.

INTERVIEWEE

Es sollte laufen.

Enrico Richter

Okay, gut. Fangen wir einmal mit den Papierkramen an. Ja,

RIKE

das ist ja auch wichtig, oder?

Enrico Richter

Genau, die kurze Einführung. Bestimmt haben, ich sage jetzt mal meine Schülerin für euch, das seid ihr zwar nicht, aber die Projektteilnehmerin Ihnen auch schon erklärt, dass daraus eine Wanderausstellung entstehen soll.

INTERVIEWEE

Hat sie noch nie, aber ist egal. Da habe ich kein Problem. Okay,

Enrico Richter

genau. Das wird, soll, einerseits für Forschungszwecken, andererseits auch für Ausbildungszwecken genutzt werden. Genau, und auch, ja, Entsicherung, Archivierung, das ist eigentlich die Lokalgeschichte,

RIKE

was wir gerade machen. Ja, alles gut, schön. Genau,

Enrico Richter

und hier gibt es sozusagen eine Einverständniserklärung für Sie einmal, dass wir das im Rahmen des Projekts verwenden dürfen und auch sichern dürfen. Und ich kann Sie auch Einschränkungen angeben, wenn Sie sagen, ich möchte verschiedene Dinge nicht sagen. Völlig. Hier gibt es auch nochmal meinen Kontakt, und falls irgendwie Fragen im Nachhinein

INTERVIEWEE

gibt.

Enrico Richter

Alles, unterschreiben. Das ist sozusagen der Hintergrund, dass das auch auf Social Media ein bisschen beworben wird, dass sie da auch dann ihre Einverständnis setzen. Sie nachsprechen sozusagen ihren Namen, Wurstdatum und dann habe ich auch vielleicht ihre Daten und kann sie weiter informieren, wenn die Ausstellung dann kommt. Genau. Das ist eine Seminarfacharbeit. Das ist euer Ding. aber auch noch werden die Sachen weitergegeben werden. Adresse auch? Adresse wäre ganz nett, damit wir die Kontaktdaten vollständig haben. Projekte, das machst du, oder?

INTERVIEWEE

Datum und Ort heute ist der 9.

Enrico Richter

Im Idealfall ein Ja ankreuzen. Sonst wird es schwierig. Ja, das

INTERVIEWEE

ist ja nicht so. Haben wir früher anders, anders geholzt. Gell? Alte Mama.

Enrico Richter

Wenn ihr wollt, kann ich euch auch übernehmen, dass wir auf die Kamera ein bisschen gucken. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch darauf auch fragen und notieren. Konzentrieren. Könnte sein, dass ich bloß mal reingedreht schaffe, dass ich auch noch Farbe hinterher stelle. Ihr kennt das ja. Ausweismummo. Wenn die nicht parat haben, dann ist das halb gewählt. Gut.

RIKE

Prima, womit wollen wir

Enrico Richter

anfangen? Genau, das würde ich auch noch mal an Sie beitragen,

INTERVIEWEE

wenn wir uns in

Enrico Richter

Kontakt haben. Wo wollen wir anfangen? Erst mal Dinge angucken oder erst mal reden? Ihr

INTERVIEWEE

entscheidet, ihr seid die Interview-Produzenten. Genau, ihr habt einen Plan. Gesichter oder Wismut? Achso, Gesichter. Ich bin bei der Geschichte. Das ist cool. Das klingt ja noch besser. Geschichte ist ja. So. Okay, wo

Enrico Richter

fangen

INTERVIEWEE

wir an? Was hättest du gerne gesehen? Wie?

Enrico Richter

Na, die

INTERVIEWEE

Sachen. Das ist meine erste, also meine Startkarte. Hier sind hinten die, mein Kampfvorzeichnis. Unentschieden, unentschieden, gewonnen, unentschieden, nicht verloren, verloren. Oh, hier müssen wir verlieren, gell. Gewonnen, unentschieden. Ja, ich hab's gewonnen. Gewonnen, gewonnen, gewonnen. Verloren. Verloren. Jetzt sieht man ja. Sechse gewonnen. Drei verloren. In unentschieden.

Enrico Richter

Kann ich das fotografieren?

INTERVIEWEE

Na klar. Das können wir doch hier sehen. Vom 9.4.1972 bis... Abgemeldet ist sie vom 28.03.1971 bis zum 26.02.1972. Ja? Ja. Schön. Das ist immer super. Ein paar Stoffbücher habe ich hier noch mit. Muss ich ein bisschen sortieren. Nein, das ist ganz ruhig. gut

RIKE

Gut, Stadtbücher, der 3, der 2, der 1, guck jetzt, mein erstes Stadtbuch.

INTERVIEWEE

Hm, warst ein ganz schöner Athlet, oder? Warst noch jung. Wie

Enrico Richter

sehen diese Stadtbücher heute aus?

INTERVIEWEE

Ähnlich eigentlich. Nimmt sich nicht viel. Bissl, ja, bissl anders. Du hast halt viel mehr, sag ich mal so, ja, Arzt und ich weiß alles, ne? Früher gab's ja keinen Frauenboxen. Der gibt's heute, ja. Und so gehen dann meine Stadtbücher aus, haben die das immer jährlich. Beziehungsweise... Hier bin ich dann auf die Sportschule gekommen. Also nach Gera. Ja, das ist halt auch schon ein paar Monate alt. Das erste, das zweite sieht schon ein bisschen reifer aus.

Enrico Richter

Hat die Farbe eine Bedeutung? Welche?

INTERVIEWEE

Weil das eine ist braun. Nö, nö, nö. Es gab halt so und so. Das belaste, was gerade da war. Genau, was zur Verfügung war. Der Arzt, blablabla.

Enrico Richter

Wenn wir jetzt schätzen müssten, wie viele Kämpfer hatten die insgesamt?

INTERVIEWEE

Knapp 300 ungefähr. Richtig Aua. Hier hab ich mal gegen Michael Tim. Den kennst du vielleicht vom Namen her? Tim von links. Genau, der hat mich mal zwei Runden weggeknabbert. 82 war das aber.

Enrico Richter

Ach, der ist auch schon relativ älter?

INTERVIEWEE

Der ist ein Jahrgang jünger als ich.

Enrico Richter

Das ist ja auch abgefahren.

INTERVIEWEE

Ja, warst du auch schon? Man war schon sehr viel unterwegs, muss ich sagen. In Brasilien warst du im Urlaub, das ist was anderes. Nee, da warst du nicht zum Boxen. Boxen, aber Japan oder weiß ich, hier Japan Cup, hier bei den Amis USA war das, das war die WM zum Beispiel, da habe ich fünf Kämpfe, einen verloren, einen verloren letzten, leider. Schwerin, Schwerin, das ist von der Meisterschaft, glaube ich. Das sind meine, das ist so platziert. Wo ist denn hier der?

Enrico Richter

Kuba.

INTERVIEWEE

Kuba. Ja, Kuba waren wir auch. Ja, waren schön. Also, Kuba waren wir sehr oft. Ja. Ach, das ist ja das Braune. Das Braune, das ist ja jetzt noch das Letzte, ne? Jetzt nicht.

RIKE

Ja.

Enrico Richter

Ja, wo Bangkok

INTERVIEWEE

waren wir. Turin. Turin, das war eine Europameisterschaft, da haben wir mal gewonnen, dann waren wir in Belgrad, das war der Weltcup, genau, da haben wir auch gewonnen. Manchmal muss man gewinnen, manchmal muss man verlieren. Gegen den habe ich immer verloren,

Enrico Richter

immer

INTERVIEWEE

verloren. Gegen

Enrico Richter

den

INTERVIEWEE

habe ich immer verloren, immer. Wer war das? Thorsten Schmitz aus Schwerin. Gegen den habe ich immer verloren. Warum haben Sie ihn immer gewonnen? Na, weil der ein Mannschaftsmeister war, da ging das nicht anders. Finale bist, dann hast du keine Chance. Da kannst du nicht sagen, okay, ich hatte jetzt keine Lust. Ich habe immer gegen den verloren. Immer 3-2 und ich weiß nicht, warum ich da immer verloren habe. Mein Trainer auch nicht. Der Rudi Rocher hat immer gesagt, das gibt es eigentlich gar nicht. Kann man nicht verlieren.

Enrico Richter

Weil auch gegen andere Gegner, gegen die Sie gemeinsam geboxt haben, das dann wieder anders aussah.

INTERVIEWEE

Ja, nee, ist auch so. Wenn du jetzt gegen den geboxt hast, sag ich mal so. Der war also auch spitze. gibt es überhaupt keine Fahrer. Auch Richard Gooder, aber Schwerin war halt Schwerin. Das waren immer so ein bisschen Seilschaften, wie das früher halt so war. Da war der Kampfrichter Oppmann oder weiß ich was, der war da der oberste Post aus Schwerin und da hast du eigentlich keine Chance gehabt. Wenn der das Kampfgericht zusammengestellt hat, wusste ich genau, brauchst du eigentlich gar nicht antreten, weil du verlierst eh. Und das kannst du auch nicht im im Nachgang gar nicht beurteilen. Habe ich jetzt wirklich gewonnen oder hat der gewonnen? Das wusste der auch nicht 100 Pro. Der hat bestimmt auch das eine oder andere Mal gedacht, das geht weg. Aber der hat halt das Glück gehabt. Und dann muss ich sagen, dann war das ein ordentlicher, vorbildlicher Sportler. Ich war auch vorbildlich, keine Frage. Aber doch nicht so im modernen Geradenwege gegangen. Das ist ja auch nicht... Du kennst ja verschiedene

Enrico Richter

Typen in jeder

INTERVIEWEE

Sportart. Und ich hätte das gar nicht so hingekriegt, jeden Tag wie ein Ochse zu trainieren. Das hätte ich nie hingekriegt. Hätte ich schwer Sport gedreht. So, auch Boxanfänge? Mhm. Ja, so ein bisschen. Das war am Anfang, das war später. Ja, irre, gell? Eigentlich Wahnsinn, ey. Das

Enrico Richter

ist auch im guten Adidas. Ja, muss der

INTERVIEWEE

erst mal haben, ne? Wenn du dann so die ersten Bilder siehst. Hier bin ich ganz hinten. Das war mein guter Freund, der Steffen Fischer. Oder ist er jetzt noch? Und wer hat das Album zusammengestellt? Mein Vater. Ich hätte das gar nicht hingekriegt. Mein Vater zeichnet, malt und macht das richtig kreativer. 1. Mai z.B. bei der Maid-Demonstration. Schon cool. Irre, oder? Das ist der blanke Wahnsinn. Hier klotz ich nach oben. Aber ich gewinne. Wismut Pernakowicz war das, gell? Weihnachtsfeiern.

RIKE

Ja, ich sag mal so, da haben die was gemacht.

INTERVIEWEE

So, das ist schon ein bisschen zu braun.

Enrico Richter

Genau. Das ist schon gut. Das hat er wirklich gut gemacht.

INTERVIEWEE

Krall-Mieritz-Morde, genau, Ostsee-Krall-Mieritz-Meisterschaft, Freiluftveranstaltung war das noch. Und wenn

Enrico Richter

es geregnet hat?

INTERVIEWEE

Da haben sie ein Zelt drüber gemacht oder was weiß ich. Irgendwie haben sie sich schon was einfallen lassen.

Enrico Richter

Ich habe mich gerade die letzten Dokumentationen über das Rummelboxen gefragt. Gab es das in der DDR auch?

INTERVIEWEE

Ja, aber das war bei uns eigentlich

RIKE

verhöhnt

INTERVIEWEE

oder verpönt. Da hat er Schluss gemacht, siehst du. Mensch, der Vater. Jetzt weiß ich nicht, welches was ist. Ja, 1985 bin ich dann nach Gerha. Also das ist ja schon bedeutend, da bin ich ja schon…

Enrico Richter

Die

INTERVIEWEE

Mürn-Oberliga gab es ja noch. Ring frei, Mühlheim

Enrico Richter

20-0, da waren wir in Mühlheim, 20-0, da haben sie sich schön gekotzt. Das ist schon ganz schön passiert.

INTERVIEWEE

Das sind alle halbgeben mit Jürgen Fangel, der Unikaten. Thomas Schulz, den kennst du vielleicht auch noch. Und wie groß ist der größte? Der längste. Nicht der größte, der längste. Größe muss man sich auch erarbeiten. Das habe ich schon immer so gesagt. War halt so.

Enrico Richter

Und die Fotos haben die ihre Eltern auch gemacht? Nö,

INTERVIEWEE

die sind so, das war mal im Fernsehen irgendwo, da hat er das wahrscheinlich mal mitgekriegt. Sonst haben wir die eigentlich immer so gekriegt. Da war immer so ein Fotografen oder so was da und dann konntest du die dann mal mitnehmen, muss ich sagen. Das war jetzt die WM. Erster Kampf gewonnen gegen Ami. Gewonnen gegen den Zwerger. Scheiße. Der Andreas Thilo, den kennst du bestimmt auch vom Hirn bleiben, oder? Der Andreas Thilo, ne? Das ist Olympia-Segel gewesen. Das bin ich, genau. Das muss so 1986 schon gewesen sein. Da haben die mal so ein Foto gemacht, so ein Werbe-Dingsda-Bumsda. Ich glaube, das ist der. Das ist der. Kommen wir mal besser zu. Das war das. Aua.

Enrico Richter

Das ist der.

INTERVIEWEE

Da haben wir die Maske wieder dabei, gell? Ja.

RIKE

Guck dir die Hand an, die ist ganz schön auch politisch. Ui, ui, ui. Die hat eine ganz schöne Knüppel.

INTERVIEWEE

Vorstehen bin ich das eigentlich alles geworden. Also nicht nur, aber das war derjenige, der mir eigentlich so ein

Enrico Richter

bisschen den

INTERVIEWEE

Kopf, das ist eigentlich mein Rudi Rochel, bei dem habe ich mich richtig wohl gefühlt als Trainer. Da war man schon ein Ochse, aber es ist halt so, das gehört mit dazu, aber ganz... Hatten Sie den Trainer alleine so? Nein, nein. Im unteren Bereich waren wir immer so 14 Mann, wo wir eingeschult wurden. Das ist so, 14 Mann in einer Klasse. Und dann sind ja dann sehr viele weggegangen, die haben dann keinen Bock mehr oder die

RIKE

glänzen

INTERVIEWEE

beispielsweise schon dann öfters. Was eigentlich bei manchen auch schade ist. Ich denke mal, viele verdauern es auch im Nachhinein. Da war ich mal Weltranglisten Erster sogar. Genau, das war auch nicht schlecht. Ne, ich bin 87 Weltranglisten Erster gewesen und 88 war ja die Olympiade. Da bin ich nicht gefahren. Haben sie mich nicht gelassen.

Enrico Richter

Da

INTERVIEWEE

war ich nicht der geradlinische Spottl. Hat mir die politische Einstellung gefehlt wahrscheinlich. Oder irgend so was. Das waren so Empfang nach der EM, wie Olaf Ludwig zum Beispiel, Thomas Barth. Keine Ahnung, ob ich den doch kenne, oder? Ratsch? Oh, Friedensfahrer. Friedens... Da war Stier, Richard, das war da. Das war...

Enrico Richter

...Sportgruppe mit drin. Das Spielzeichen war auch was, was in Gera ganz, ganz groß auch mit der Witzmuth eben verknüpft war.

INTERVIEWEE

Ja, wir waren ja mit denen zusammen im Internat. Mit den Ratschfahrtlern. Die haben immer gesagt, Rotärsche. Die haben immer gesagt, ihr habt euch das mal geblöten. Ja, ist ja so. Naja, gell. Ja, mit Axel. Das war mal so. War das. Genau. Und das ist nochmal so. Bitte? Nee, den kenn ich auch schon. Wenn ich den jetzt anrufe, ist das überhaupt kein Problem. Also, mit dem hab ich eigentlich guten Kontakt. Und mit Henry muss ich sagen. Einwandfrei. Das sind super Bilder einfach. Hier war mal ein Bangkok-Klubbe, oder? Ja, ich glaube, Bangkok war das. War Ticketring, ich glaube, das war ein Turnier. Schuhboxen gemacht mal.

Enrico Richter

Sie sehen da gerade ein bisschen aus wie Ihr Sohn. Also Ihr Sohn guckt auf andere Sohne.

INTERVIEWEE

Auf meine Sohne? Manchmal.

Enrico Richter

Ja, guck mal, wer ist denn

INTERVIEWEE

hier noch? Uli kennst du noch, ne? Ah, ein Robby Mayer. Guck, mit Haare. Mit Haare sieht man den selten.

Enrico Richter

Ich wohne ja in Leipzig eigentlich

INTERVIEWEE

und

Enrico Richter

die Leute laufen wieder genauso rum in Leipzig.

INTERVIEWEE

Ja, ja, ne? Hättest du mir aufheben sollen. Den gehe ich auch ab und an. Sieht man überall. Ja, Leipzig ist natürlich extremer, ne? Das war eigentlich das. Das sind jetzt die Medaillen zu jeweils im... Wollen

Enrico Richter

wir ein kleines Foto machen?

INTERVIEWEE

Willst du ein Foto

Enrico Richter

machen? Mieten. Ihr müsst ja einmal die Medaillen einmal zeigen, die große... Einmal irgendwie, dass ihr es zusammen haltet.

INTERVIEWEE

Genau, wir machen halt die zusammen, oder? Wir gucken mal... Oder so, genau, wohin. Wenn

Enrico Richter

ich kein Gegenlicht hab, am besten hier, vor dem Schrank. Ich mache ganz viele Fotos, bis es aussieht.

RIKE

Cool.

Enrico Richter

Aber es sind nicht alle, wie

INTERVIEWEE

gesagt. Nein, ich habe keine Ahnung.

RIKE

Na gut, dann kriegst du ja nicht immer eine Medaille.

INTERVIEWEE

Also die gab es früher nicht. Also wenn du nichts gewonnen hast, hast du keine gekriegt. Das war einfach so. Da gibt es auch einen dritten Platz. Gibt es ja auch. Bronze. Gibt es auch mal. Das ist halt so. Die Weltmeisterschaft hier, das ist die Europameisterschaft, die Weltmeisterschaft hier, die Ammeister, das sind so ein paar Turniere, Ah, das ist der Weltcup. Das sieht manchmal wieder komisch aus, aber wo willst du ihn denn hin tun? Kannst ja nicht in deinem Schlafzimmer aufhängen.

Enrico Richter

Vielleicht auch mal diese Handschuhe, die Geschichte der Handschuhe.

INTERVIEWEE

Die Geschichte der Handschuhe, also das sind meine ersten beim Wettkampf gewesen. Damals haben wir noch acht Unzen geboxt und natürlich welche Pferdehaar ist hier drin. Muss mal reinfahren, das ist wirklich irre. Das merkst du eigentlich auch so ein bisschen. Hast du hier Urin? Naja, die geb ich gerne aus. Die passen mir, nein. Die sind

RIKE

ja auch

INTERVIEWEE

ein bisschen,

Enrico Richter

ne?

INTERVIEWEE

Die

Enrico Richter

sind sehr atmungsachtig. Das

INTERVIEWEE

ist heute ein bisschen anders, gell?

Enrico Richter

Das

INTERVIEWEE

ist ja alles mit Schaumstoff und weiß ich was und hier ist der Daumen dran, bei uns jetzt, das ist ja hier

Enrico Richter

viel fester.

INTERVIEWEE

Wenn du hier mal ein bisschen geknickt hast, hast du eigentlich eine blanke Faust gehabt. Das geht heute gar nicht mehr. Waren Sie die dabei herbekommen? Von meinem Trainer, von meinem Vater. Mein Vater war ja der Trainer. Deswegen bieben wir gar nichts anderes übrig, als Boxen zu machen. Das war total scheiße. Wollte ich eigentlich gar nicht. Ja,

Enrico Richter

das wäre dann sozusagen gleich der Einstieg. Wollen wir uns hinsetzen? Wir können auch organisieren.

RIKE

Alles gut? Ja, ich glaube, Sie können sich

Enrico Richter

da hinsetzen. Wie? Ich? Ach so, ach

INTERVIEWEE

so, du bleibst im Hintergrund, ich bin hier so, könnt ich mir mal die Handschuhe umbinden, oder? Ja, weil es vielleicht besser ist, gell?

Enrico Richter

So.

RIKE

Die hier? Die? Ja? Ich weiß schon was.

INTERVIEWEE

Ich weiß, wir lassen die vielleicht mal ein bisschen beraten. Denkst du, das ist besser? Ja. Fertig. Ich schaue auch nochmal kurz drauf. Ja.

Enrico Richter

Können wir mal gucken, müssen wir vielleicht die Handschuhe noch mit raffinieren auf den

RIKE

Tisch? Können wir,

Enrico Richter

ja. Ich habe nochmal Aufnahmegerät Nummer 3 zur Sicherheit, damit auch alles... Und ihr macht das zusammen?

INTERVIEWEE

Ja. Achso. Ja. Also deine Freundin oder deine Schulkollegin oder? Ja. Alles gut. Wer

Enrico Richter

ist die

INTERVIEWEE

Freundin? Ja. Ich hab gedacht du bist es. Ich stell so die Eingangsfragen.

Enrico Richter

Eingangsfragen. Dann so Spezialfragen zum Alltag und wie das alles abgelaufen ist.

INTERVIEWEE

Alles gut. Wir werden es schon hinkriegen, oder? Ja. Das kann man auch ein bisschen rausschneiden, oder? Wenn man sich mal verbappelt. Manchmal ist meine Zunge dann ohne mehr. Oder sie ist manchmal schneller als...

Enrico Richter

Ich werde einen Rohschnitt machen, damit werdet ihr dann auch im Laufe des nächsten Schuljahres noch arbeiten. Wir werden auch nicht alles mit reingehen,

RIKE

logischerweise. Und wir werden

Enrico Richter

dann, wenn wir so ein paar Sachen ausgeschnitten haben, die dann auch ins Heizungarchiv kommen oder in der Ausstellung auch vorkommen, die schicken wir nochmal an Sie zurück.

RIKE

Sie gucken nochmal drüber, sagen, hier ist top. Passt. Und dann absehen. Oder, ne, das geht gar nicht. Ne, alles gut. Ich schaue nochmal, dass ich hier nochmal eine zweite Kamera aufstelle. Vielleicht ist der Stuhl noch weg. Geht schon. Ich schaue mal, dass ich hier meine zweite Kamera aufstelle, vielleicht ist der Stuhl noch weg. Geht schon.

INTERVIEWEE

Alte Technik, he? Früher hast du ja sofort Geräte gehabt.

Enrico Richter

Ja, genau. Dadurch, dass das ein Schülerprojekt ist, dass die Schüler am besten mit Smartphones können. Ja,

INTERVIEWEE

der ist so gut.

Enrico Richter

Dann nehmen wir doch einen Zweitraum.

INTERVIEWEE

Ich werde jetzt

Enrico Richter

hier drüben dann einfach sitzen und vielleicht gucken wir mal, ob wir noch ein Mikro haben. Wenn die irgendwie ausgeht, seid ihr einfach Bescheid und dann rechnen wir drüben dann auch mal. Ja, mach das. Ich bin bloß bei Volke.

INTERVIEWEE

Kommst du doch hier her.

Enrico Richter

Die Gruppe um Jan hat schon mal eine Kamera nicht angemacht, also wir haben nur eine Aufnahme, was nicht so schlimm ist, aber man kann ja mal ganz offen bleiben, weil man vorher fail drückt.

INTERVIEWEE

Und wie lange geht so? Wie müsst ihr das machen? Müsst ihr das dann in der Schule vorstellen oder wie läuft das denn ab?

Enrico Richter

Also wir schreiben ja so eine Seminarfacharbeit jeder so ungefähr acht Seiten und mein Thema ist halt Sport, weil das ist gut, unter anderem Boxen und Fußball und durch eure Ausführungen und Interviews ziehen wir halt unsere Informationen, unsere Materialien, unsere Sachen, die wir halt dann einschreiben.

RIKE

Ja, ist schwer, ja.

INTERVIEWEE

Auch nicht schlecht, sowas. Ich glaube vom Namen her, aber...

RIKE

Sehr lieb. Dankeschön.