Es wird geschnitten, es wird dann aufbereitet, es wird auch nicht im Ganzen, also auch dieses Ganze nebenbei, was wir so quatschen, auch wenn sie sagen, hey, jetzt haben wir irgendwas gesagt, was mir unangenehm ist, dann können wir das auch einfach rausschneiden. Oder manchmal kommt man ja so in so einen Fluss mit rein und plötzlich erzählt man irgendwas und dann denkt man, okay, das ist vielleicht doch gar nicht für die Öffentlichkeit. Das ist alles überhaupt kein Problem, wenn wir sowas noch rausschneiden. Genau, es wird alles nachbearbeitet und Sie kriegen es dann auch, bevor wir das publizieren, auch nochmal als Absicherung, dass Sie nochmal sagen: Hier, Freigabe!
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barbelhofmann
Das ist gut.
Gut, okay. Ich bin sehr gespannt. Ich muss erst einmal kurz für meine Moderation anmoderieren, damit ich sozusagen das Material zuordnen kann. Heute ist der 7. Februar 2023. Ich sitze hier mit Bärbel Hofmann im Projekt Gesichter der Wismut. Mein Name ist Rike Schreiber, ich führe ein Interview durch im Rahmen des Projektes. So, das ist immer ganz gut, wenn man sowas im Material auch hat, weil dann kann man es wieder zuordnen, auch wenn man es mal irgendwo verlegt. Gut, womit wollen wir beginnen? Wollen Sie mir zuerst mal zeigen, was Sie mitgebracht haben, bevor wir uns den Lebenslauf einmal anschauen?
Ja, ich möchte eigentlich ein paar Jahre zuvor beginnen, und zwar im Jahr 2004 erschien in den “Sächsischen Heimatblättern” ein Artikel über “Lieder der Wismutzeit - 1946 bis 1990 -” von Frau Elvira Werner. Ich finde, das ist eine sehr ausführliche Dokumentation zur Geschichte der Lieder, der der Chöre, überhaupt des Chorschaffens während der Wismut-Zeit. Das sind mehrere Seiten. Ich habe gleich mal eine Kopie gemacht.
Klasse.
Das können Sie hier behalten. Ich habe an dieser Publikation mitgearbeitet und habe Ihnen hier eine Kopie gemacht. Das können Sie sich schon mal...
Da bin ich ja sehr gespannt. Das werde ich mir heute definitiv noch zu Gemüte führen.
Das ist sehr Umfangreich, aber ich finde auch sehr, die Frau Werner hat da sehr gut recherchiert und hat auch viele Erkundungen eingeholt, auch von ehemaligen “Volkskunstschaffenden”, so wie es ja damals hieß.
Die Frau Werner, mit welchem Hintergrund hat die das gemacht?
Die ist, das kann ich gar nicht so genau sagen, in ihrer Funktion in der sächsischen Landesstelle für Volkskultur in Schneeberg.
Das heißt, die existiert immer noch, diese Stelle?
Ja, was die Frau Werner jetzt macht, kann ich nicht sagen, das weiß ich nicht. Und das ist dann praktisch in diesem “Sächsischen Heimatblättern” erschienen. Sehr, sehr spannend. Gut, Kopie haben sie auch noch.
Prima, das ist ja schon mal super. Ja, dann fangen wir doch einfach gleich mal mit dem Einstieg an. Ja, Frau Hofmann, Sie sind, ich sehe hier auf meinem Blatt, ‘59 geboren. Wollen Sie vielleicht erstmal damit anfangen, wo Sie groß geworden sind, in welchen familiären Verhältnissen genau, wie sind Sie groß geworden?
Ja, groß geworden bin ich in Ronneburg, wo ich seit 1960 gewohnt habe. 1961 kam dann mein Bruder zur Welt. Ich bin also mit einem Bruder groß geworden. Meine Mutti war Hausfrau, wie das oftmals so üblich war, war zu Hause und mein Vati hat als Polizist gearbeitet.
Okay, ich moderiere da gerne auch mal durch. Wo sind Sie geboren und sind dann nach Ronneburg gezogen?
Ja, ich bin in Werdau geboren und mein Vati hat in Ronneburg dann gearbeitet, auch bei der Wismut und deshalb sind wir nach Ronneburg gezogen.
Wie haben Sie denn dort gewohnt, in Ronneburg?
Das sind diese in so einer Altneubauwohnung, gebaut in 50er Jahren, in einer Zweiraumwohnung, ohne Kinderzimmer zunächst und es war sehr beengt, aber wir hatten eine schöne Kindheit, muss ich sagen.
Woran erinnern Sie sich denn in Ronneburg in Ihrer Kindheit so am meisten? Was hat Ihre Kindheit so am Stärksten geprägt von der Stadt her?
Von der Stadt her, ja, was kann man da sagen. Ich weiß, dass vor unserer Haustür, auf unserer Straße, also wir Kinder sind sehr viel draußen gewesen, in der Natur, haben uns in kleinen Gruppen getroffen. Es war nicht so, dass man so viel am Fernseher hing, so wie das heute ist und waren viel in kleinen Grüppchen unterwegs, haben draußen im Freien gespielt, sind das Wochenende früh raus, abends wieder rein und zu den Mahlzeiten. Im Kindergarten bin ich nicht gegangen, also ich war zu Hause.
Weil Ihre Mutter auch Hausfrau war und die Betreuung übernommen hat?
Ja, ich bin als Kind mit einem Hüftleiden geboren und das war wahrscheinlich auch der Grund, warum meine Eltern gesagt haben, nicht in den Kindergarten.
Wie war denn der Kontakt zur Nachbarschaft oder zu wem hatten Ihre Eltern Kontakt?
Die Nachbarschaft war in unserem Haus, das waren also zwei Raumwohnungen, die Familien hatten alle Kinder und da hat sich das schon ergeben, dass wir untereinander, miteinander sehr oft gemeinsam gespielt haben und die Erwachsenen haben sich getroffen hinterm Haus, mal auf eine Tasse Kaffee, auf ein Bierchen. Im Sommer wurden große Zinkbadewannen auf die Wiese gestellt und da haben wir drin gebadet.
Können Sie sich daran erinnern, in der Zeit, wo Sie eingeschult wurden? Was hat Ihren Freundeskreis geprägt, Ihre ersten Freundschaften? Wenn Sie ja nicht im Kindergarten gewesen sind, können Sie sich daran erinnern, was Sie dort als Kind gemacht haben, auch in den Ferien vielleicht oder in der Schulzeit, nachmittags?
Ja, wie ich schon gesagt habe, wir waren viel mit anderen Kindern unterwegs, draußen, aber es waren Kinder, die im Haus mit gewohnt haben und ja, mit meinen Eltern sind wir dann auch öfters ins Bad, ins Freibad gelaufen mit einem Handwagen und da sind wir durchs Ronneburger Brunnenholz, da gab es noch das alte Sommerbad und da sind wir auch öfters gewesen.
Waren Sie als Kind, dadurch, dass Ihr Vater ja auch bei der Wismut war, in einer dieser Wismutferienlager?
Da war ich selbst... Ja, war ich auch. Ja, doch, da kann ich mich erinnern.
Wie läuft so ein Ferienlager ab?
Wie das abläuft? Naja, wir sind mit Bussen hingefahren. Und dort wurden wir aufgeteilt in Gruppen, haben dort unseren Gruppenleiter kennengelernt. Und übernachtet haben wir in Zelten. Ferienlager Crispendorf war das, in Zelten übernachtet. Ja, naja, da ging das Lagerleben so richtig los, also mit allen Drum und Dran, wie man sich so ein Ferienlager vorstellt.
Können Sie sich daran erinnern, ob das vor allem Kinder, Jugendliche aus Gera und Ronneburg waren oder auch aus dem Erzgebirge vielleicht?
Ja, die waren aus Gera, Ronneburg, auch aus dem Erzgebirge doch?
Können Sie sich daran erinnern, ob es ausländische Kinder gab? Also die auch, vielleicht polnische oder tschechische Jugendliche?
Doch, ich glaube, ja. Polnische, tschechische Kinder waren dort, aber auch aus der Sowjetunion.
Haben Sie da Freundschaften geknüpft, oder war das eher so ein bisschen isoliert?
Nö, die Freundschaften waren schon ganz intensiv, muss ich sagen. Vor allem zu den Tschechen, mit denen haben wir uns dann lange geschrieben noch. Brieffreundschaften haben sich da schon entwickelt und mit denen aus der Sowjetunion, mit den russischen Freunden, wie wir so kennengelernt haben, haben wir uns auch geschrieben, kleine Päckchen geschickt.
War das angeleitet oder war das schon auch mit einer eigenen Motivation, dieser Austausch?
Eigentlich waren wir so richtig, wenn wir dann in so einem Ferienlager und wir wir haben gehört, es waren ausländische Kinder da, jeder war bestrebt, da jemanden kennenzulernen. Das war so.
Ich kann mir das auch gut vorstellen, dass so eine gewisse Neugier natürlich da ist, dass das auch was Tolles ist, so einen tschechischen Freund zu haben
Ja, und man hat sich gut verstanden, das ist russisch, wir haben ja dann auch russisch in der Schule gelernt und mit den Tschechen haben wir uns auch teilweise auf russisch unterhalten. Die haben ja auch russisch in der Schule gehabt.
Waren Sie eine gute Schülerin? Ja. Was waren denn Ihre Stärken in der Schule?
Deutsch, Musik, ja, das waren sie.
Das heißt, Ihre Laufbahn hat sich da schon abgezeichnet, in welche Richtung das so gehen könnte. Wie viele Schuljahre haben Sie gemacht? Zwölf. Wie lief dann der Einstieg in Ihr Berufsleben? Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das zu machen, was Sie gemacht haben? Oder welcher Gedankengang war dahinter?
Ja, das war, ich habe in meiner Schulzeit schon im Literaturzirkel mitgearbeitet und es gab dann eigentlich, eigentlich gab es auch nicht gar so viele Möglichkeiten zu der Zeit. Das Lehrerstudium konnte man absolvieren, Kulturwissenschaften, was ich gerne gemacht hätte. Da wurde nur alle zwei Jahre immatrikuliert. Das kam also für mich in diesem Jahr, wo ich mein Abitur gemacht habe, das war 1977, also nicht in Frage. Ja und man wollte unbedingt, dass ich das Lehrerstudium beginne, aber da hatte ich kein Interesse dran.
Wie ist denn Ihr Interesse für Literatur zustande gekommen? War es von den Eltern aus, oder?
Ja, ich habe als Kind viel gelesen. Schon Kinderbibliothek besucht, die gab es ja auch in Ronneburg. In der Kinderbibliothek habe ich gelesen.
Und wie lief das ab, Ihr Einstieg dann ins Studium? Wo sind Sie, warum haben Sie studiert?
Ich habe dann mich in Leipzig beworben, an der Fachschule für Bibliothekare “Erich Weinhardt”, damals und habe dann, es hat auch gleich geklappt und da habe ich dann 1977 begonnen und das Studium ging dann drei Jahre bis 1980.
Wie haben Sie in Leipzig gelebt? Wie war das Studierendenleben dort zu der Zeit?
Oh, das war spannend, ja. Wir haben in einer schuleigenen Wohnung gewohnt, in einem Altbau in Leipzig-Lindenau, Toilette eine Treppe tiefer und die Zimmer, ja, ja, wir waren vier Mädchen auf einem Zimmer. Wir hatten die Matratzen auf dem Fußboden gelegt, damit wir überhaupt Platz hatten. Ja, es war recht turbulent das Studium. Wir waren viel unterwegs, wir waren im Theater, wir waren im Konzert, also wir haben eigentlich in Leipzig alles ausgenutzt, alle kulturellen Möglichkeiten genutzt, die es so gab.
War das dann auch eher privat organisiert oder wurde es von der Universität nahegelegt?
Beides. Also die Vorschläge wurden schon gemacht seitens der Fachschule war das ja und man wollte ja, wenn man jung ist, will man ja alles mitmachen, viel erleben. Damals war ja noch die Zeit der Diskotheken und also das war auch alles relativ preiswert, muss ich sagen. Dann habe ich dort in der Lyrik-Songgruppe mitgemacht. Da hatten wir auch zahlreiche Auftritte. Das war auch sehr interessant. Da sind wir rumgekommen in Leipzig, in anderen Hochschulen, wo wir uns da getroffen haben.
Waren Sie auch im Ausland während des Studiums?
Ja, in Bulgarien war das damals. Das war eine Reise nach Sofia. Dort haben wir uns auch alles, was die bulgarische Kultur so bietet, besichtigt. Auch die Rila-Kloster. Also es war einfach interessant.
Wie ist es dann dazu gekommen, wollten Sie gerne danach nach Gera zurückkommen oder nach Ronneburg in die Region zurückkommen? Wollten Sie bei Ihrer Familie sein oder hatten Sie auch die Fühler woanders ausgestreckt?
Ne, ich hatte ja damals schon meinen Freund und da gab es eigentlich für mich keine andere Frage.
Das heißt, während des Studiums haben Sie sozusagen eine Fernbeziehung, wie man das nennen würde, geführt und waren dann am Wochenende zu Hause?
Also eher, sozusagen, dass Sie zurückgekommen sind und ich nicht, umgekehrt, dass er nach Leipzig gekommen ist. Genau. Wie kam das zustande? Wieso zurückgekommen? Wieso nicht in Leipzig? Wegen der Zimmersituation?
Das hat sich so ergeben, dass ich in Gera, in der damals wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek, heute Regionalbibliothek, mein drittes Studienjahr absolvieren konnte, mein Praktikum. Und das dritte Jahr war ja so angelegt, dass man sein Praktikum dort gemacht hat in der Einrichtung, wo man dann auch später gearbeitet hat. Und das hat sich so ergeben, dass ich dort anfangen konnte. Na ja, und da hat sich das dann so…
Wie haben Sie sich kennengelernt, wenn ich fragen darf?
Wie das damals so war, in einer Diskothek.
Das ist ja spannend. Manche lernen sich ja auf der Arbeit kennen, oder über das Studium, aber in der Disko ist ja auch eine ganz klassische Art, sich kennenzulernen. Sie sind dann sozusagen wieder zurückgekommen nach Ihrem Praxisjahr, nach Ihrem Praktikum. Und wie sah denn Ihr Arbeitsalltag größtenteils aus? Was war Ihre Aufgabe in der Bibliothek dann?
Naja, erst mal durchläuft man ja dort alle Abteilungen und wir hatten ja auch, Samstag war ja auch Dienst, so wie das jetzt auch üblich ist, war ja auch geöffnet. Ja und ich war verantwortlich dann für den Leihverkehr, Fernleihe und das hat mir eigentlich Spaß gemacht. Ja und so habe ich da meine, so zwei Jahre verbracht.
Okay und so inhaltliche Interessen, Sie haben ja gerade auch gesagt, dass Sie sich viel nebenbei mit Musik auseinander gesetzt haben. Sie ein Instrument auch gespielt?
Ich habe als Kind mal Akkordeon begonnen zu spielen, so mit neun, zehn Jahren. Aber da ist dann der Akkordeonlehrer verstorben und es gab keinen mehr in Ronneburg. Und ich wusste dann nicht so mehr, wie ich nach Gera kommen sollte. Meine Eltern hatten kein Fahrzeug, kein Auto, so wie das heute üblich ist. Aber ich war dann immer im im Chor, damals im Pionierchor habe ich gesungen, mit neun Jahren schon und das hat mir eigentlich Spaß gemacht und da bin ich dann auch dabei geblieben.
War das auch so, wie man sich das vorstellt, mit so Chor-Freizeiten, im Sport würde man sagen Trainingslager, aber mit so...
Ja, wir hatten auch regelmäßig Wochenendproben und wir haben da wirklich was gelernt. Also die haben uns wirklich von der Pike auf mit Stimmbildung und also das war schon toll. Der Chor war angesiedelt im Ronneburger Kulturhaus und geprobt haben wir in der Schule in Ronneburg, aber diese Wochenendproben fanden dann im Kulturhaus statt.
Das heißt, es wurde auch viel auf Stimmbildung, Technik, das war auch ein hohes theoretisches Niveau?
Auf Qualität wurde schon sehr geachtet.
Wie viel Zeit haben Sie dafür für Chor? Hat das viel Freizeit bei Ihnen eingenommen?
Einmal die Woche haben wir schon geprobt.
Haben Sie das als stressig wahrgenommen, beruflich eingespannt zu sein?
Wie meinst du das, als Kind oder später?
Als Jugendliche oder gerade in den Anfangsjahren?
Ich war ja erst im Pionierchor und dann war ich im Single-Club, wo ich älter war. Es gab gar nichts anderes.
Aber es gab keine Zeit, wo Sie nicht auch irgendwo im Chor gesungen haben? Hatten Sie eine Pause zwischendurch?
Nee, ich habe immer irgendwie gesungen. Und da ich eine gute Sopranstimme hatte, durfte ich auch solistisch singen. Naja, und das ist als junges Mädchen, das ist ja immer was, dass man immer da so ein bisschen gefordert wird in der Richtung.
Da als Solistin zu stehen, das ist ja klasse. Das macht ja auch viel mit dem Selbstwert von jungen Frauen. Ich würde mal ein bisschen in diesen Fragenbogen einsteigen. Das ist so ein bisschen erstmal das zu ihrer Person.
Also wie gesagt, bringen Sie das nicht alles, was wir uns jetzt hier haben?
Nö, genau. Ich werde mir mal so einzelne Sachen mit raus.
Ich steuere jetzt hier rum, gell? Nein, das ist überhaupt kein Problem. Es sind ein paar Fragen, die auch die Schülerinnen und Schüler aus dem Osterland-Gymnasium zusammengestellt haben. Die haben ein bisschen Interesse auch an Themen, die für deren Seminarfacharbeiten wertvoll sind. Wenn sie sagen, ich kann dazu gar nicht so viel sagen, dann können wir das auch einfach überspringen. Und zwar interessieren sich die eine Gruppe so ein bisschen für Wohlstand in der DDR und würden Sie sagen, rückblickend hatten Sie eine gute Kindheit und Jugend? Sie meinten ja auch schon, dass Sie eine glückliche Kindheit hatten, würden Sie sich als glückliches Kind bezeichnen und was hat Sie zum glücklichen Kind gemacht?
Ja, würde ich sagen. Glücklich war ich. Hab mich aber auch immer mal mit meinem Bruder gestritten, wie das so ist unter Geschwistern. Aber ansonsten, ja, wir hatten nicht so viel. Da gab es zu Weihnachten eben eine Puppe und dann noch vier kleinere Sachen. Nicht wieheute, wo die alle mit Geschenken überhäuft werden. Und das hat uns auch gereicht irgendwie. Man hat es ja nicht anders gekannt, ne?
Was haben Sie denn als Kind unter Luxus verstanden? Können Sie das so... sich zurück reinversetzen, was für Sie damals Luxus war?
Wie alt war ich denn da? Sieben Jahre alt. Und ich wollte unbedingt ein Petticoat. Da waren gerade die Petticoats modern, mit so Schaumgummi. Und so ein Petticoat wollte ich unbedingt. Und da habe ich wirklich ein bisschen gedrängelt. Aber es gab ja immer nur was zu Weihnachten, zu Geburtstagen und so, dann gab es solche Sachen, ja. Und habe auch dann einen bekommen, Petticoat. Das weiß ich noch.
Das war die erste Erfahrung?
Oder zum Beispiel auch in Anorak, da gab es dann diese Nylon-Anoraks. Ich wollte unbedingt zu Nylon-Anorak, aber ich musste warten bis Weihnachten, dann gab es den.
Okay, als Sie zu Hause ausgezogen sind, das geht sozusagen nochmal um diese Zeit, Sie sind erst im Studium weggegangen, dann als Sie zurückgekommen sind, wie lief das ab? Es gab ja eine Wohnraumzuteilung, wovon immer viele auch erzählen. Wie sind Sie in die erste eigene Wohnung gekommen?
Ja, wir hatten, wie war denn das, ich habe erst mal noch zu Hause gewohnt. Ich hatte, wir hatten, ich hatte gar keine eigene Wohnung. Und dann habe ich relativ zeitig haben wir geheiratet. Das war noch im dritten Studienjahr, weil sonst hätten wir keine Wohnung bekommen. Das war eigentlich der Grund, warum viele so zeitig auch geheiratet haben. Da gab es dann den Ehekredit. 5000 Mark und das hat man ja dann irgendwie gebraucht, um sich auch eine Wohnung einzurichten. Das hat auch ganz gut funktioniert, muss ich sagen. Also 5000 Mark.
Aber denken sie das hat viele auch dazu bewegt auch vielleicht die Entscheidung bisschen vorzeitig zu treffen, oder?
Ja, sicher, denn die Scheidungsrate war ja dann auch dementsprechend.
Ja, kann ich mir auch vorstellen, dass das natürlich, man will ja erstmal ja autonom dann auch sein und vor allem raus aus dem Elternhaus, seine Ruhe haben und dann müssen wir halt solche Entscheidungen eingehen. Haben Sie irgendwann mal in einem Ort gewohnt in Ronneburg, der sich irgendwie an strahlenbelastet herausgestellt hat im Nachhinein?
Na, ich habe ja dann auf dem Schacht in Schmirchau gearbeitet, in der Bibliothek, später dann, von 1981 an, und als dann die Wende kam, wurden dann verstärkt in den Räumlichkeiten, wo ich gearbeitet habe, Strahlenmessungen durchgeführt. Aber darüber wurde nicht gesprochen, wie die Werte waren.
Vielleicht können wir da noch mal kurz drauf eingehen. Sie haben gerade erzählt, dass Sie auf dem Schacht, sozusagen, in der Bibliothek direkt gearbeitet haben. In welchen Standorten haben Sie denn gearbeitet? Auch noch mal so chronologisch.
Wie denn jetzt in Gera? Genau, in der Bibliothek in Gerau.
Und dann war ich, das war bis 1980 an, und habe dann aber 1981 schon im Bergbaubetrieb Schmirchau angefangen. Da hatte ich über den Buschfunk gehört, dass dort jemand gesucht wird. Und da habe ich mich beworben, weil bei der Wismut hat man gut verdient. Ich habe in, das kann man ja ruhig sagen, in Gera nach dem Studium 500 Mark verdient und bei der Wismut waren es gleich 200 Mark mehr, so 780 in der Richtung.
Haben Sie auch sonst diese Vorzüge der Wismut denn auch bekommen? Also haben Sie auch sowas wie diese Schnapsrationen bekommen?
Nee Schnaps, ich war ja über Tage, die haben ja nur die unter Tage Leute bekommen und was so die Funktionäre waren, die vielleicht ein- oder zweimal im Monat eingefahren sind. Aber wir hatten ja als Vorzüge, muss ich sagen, eine Verkaufsstelle, eine Wismutverkaufsstelle, wo man eben mal was extra bekommen hat. Ich weiß noch, unsere erste Gefriertruhe haben wir dort gekauft oder mein was war denn das? Ein Zwiebelmuster-Kaffeeservis, was ich heute noch habe. Ja, das war schon, oder mal an Bekleidung, mal was so modern war, mal ein bisschen was Schickes.
Wie war das denn gerade bei den Leuten, die nicht bei der Wismut gearbeitet haben? Gab es da so was wie Neid irgendwie untereinander? Oder hätte man dann gesagt, du kannst ja auch zur Wismut gehen?
In Ronneburg waren fast …viele bei der Wismut und da kann ich eigentlich nicht viel dazu sagen.
Hatten Sie Bekannte auch, dadurch, dass Sie auch in Leipzig lange waren, auch Bekannte oder einen Freundeskreis außerhalb der Region?
Ja, mit Studenten, die dann nach Berlin gegangen sind oder nach Rostock, mit denen hatte ich dann auch länger noch Kontakt.
Wissen Sie, ob die wussten, was die Wismut überhaupt ist?
Ja, doch. Also das denke ich schon, durchs Erzählen und so.
Okay. Ich muss mal ein bisschen den Bogen hier durchgehen. Sie haben gerade schon von den Strahlen gesprochen, Strahlen ausgesetzt. Wie bewusst war Ihnen das, in welchem Betrieb Sie letzten Endes arbeiten? Wie hat man damals als Mitarbeiterin der Wismut dieses Unternehmen eingeschätzt?
Also in erstmal Linie war es mein Betrieb, wo ich in Brot und Lohn war. Und ja, es war, bei der Wismut herrscht immer so ein bisschen eine herzliche Atmosphäre. Ich bin ja früh mit dem Bus gefahren, sehr zeitig haben wir angefangen zu arbeiten und es war immer eine ganz herzliche Atmosphäre unter den Kumpels und ich wurde natürlich erstmal beäugt als junges Mädchen, wer kommt denn da, aber es gab da nie irgendwie böse Worte oder wer bist denn du oder das, ne man wurde eigentlich auch gut integriert muss ich sagen, von Anfang an.
Also generell, Frauen bei der Wismut, wie würden Sie die Situation da einschätzen? Einfach als gleichwertige Kolleginnen oder gab es da auch mal schmierige Anmachen?
Mit Anmachen? Gut, heute würde man vielleicht sagen, eine Anmache, aber es wurde mal, hey, meine kleine Süße und so und die Bauarbeiter, die haben mal den jungen Frauen hinterher gepfiffen. Aber das hat man nicht so, als junges Mädchen waren wir auch ein bisschen stolz darauf, dass sie es gemacht haben aber es ist keiner irgendwie, also ich habe das nie erlebt, dass irgendwie jemand anzüglich oder was geworden ist, kann ich nicht sagen.
Also keck oder frech, aber nicht anzüglich?
Ja, keck und frech.
Ja, “Flirten”, wie man das so nennen würde. Sachen wie Arbeitsschutz und so weiter auch diese ganzen Sicherheitsvorkehrungen, wenn man die Gelände betreten hat, mussten Sie die auch durchlaufen?
Ja, ich habe ja direkt dann, als ich in der Bibliothek war bei der Wismut, Lesungen gehalten, direkt vor Ort, in den Brigaden, also ich bin da zu den Frühstückspausen gekommen und habe dort Bücher vorgestellt und meistens so in einem Zeitrahmen von höchstens 30 Minuten. Ja, und was hatte ich denn an? Ich bin dann durch den Betrieb, ich hatte meine Stiefel an. Und ja, wie gesagt, es war ja Übertage, nicht Untertage. Untertage bin ich ja nicht hingekommen.
Nicht mal zum Besuch mal so angeschaut, gab es da eine Möglichkeit?
Es gab, es waren einige, aber bei mir hat sich das nicht ergeben, einfach.
Und was haben Sie dafür Bücher vorgestellt? Waren das eher neue technische?
Nö, das waren direkt auch Romane. Es gab ja im Rahmen, es gab eine, es wurde jedes Jahr, wurden Bücher für den FDGB-Kunstpreis vorgestellt. FDGB, Freier Deutscher Gewerkschaftsbund, und im Rahmen dieser Kunstpreisdiskussion, es wurden bestimmte Bücher vorgegeben, die man dann verstärkt diskutieren sollte in den Betrieben. Das waren dann in der letzten Zeit, in den 80er Jahren auch sehr Bücher, wo es um Alkoholismus ging und ich kann jetzt gar nicht im Einzelnen die Bücher benennen, was das alles war. Ja, und da wurde dann diskutiert, also wir saßen dann da zum Frühstück, ich bin dort rein, hab dann Stellen vorgelesen aus diesen Büchern und die Kumpels haben dann ihre Meinung dazu gesagt. Meistens habe ich das mit irgendeinem Problem verbunden, wo sie dann ihre Meinung gesagt haben.
War das auch eigentlich nur ein literarischer Bildungsauftrag?
Ja, die hatten ja nur ihre Kultur- und Bildungspläne, werden sie sicher ja schon erfahren haben, wo dann die Brigaden sich auch verpflichten mussten und verpflichtet haben, in Sachen Kultur was zu tun. Und ja, wenn sie so ein Buch lesen... Ich selbst habe manchmal gedacht, naja, manche saßen da, die haben dann abgeschalten, die haben dann mehr geschlafen. Aber es gab auch welche, mit denen konnte man echt gut reden und diskutieren.
Wie würden Sie denn so allgemein dieses ganze kulturelle Rahmenprogramm, was die Wismut angeboten hat, oder auch Angebote vielleicht auch ein bisschen schwach ausgedrückt, da gab es ja eine Agenda dahinter, wie würden Sie das bewerten, was gab es überhaupt so für Möglichkeiten, die man gerade im Ronneburg zum Beispiel auch wahrnehmen konnte?
Sehr, sehr vielseitig, muss ich sagen. Also ich war ja, der Chor zum Beispiel, war ja am Bergarbeiterkulturhaus in Gera, was heute Heinrichsbrücke ist, angesiedelt. Und der Bergbaubetrieb Schmirchau war der Trägerbetrieb. Und es wurden wirklich, dort wurde ein Jahresprogramm erstellt, also es war eine Veranstaltung am laufenden Band. Dort war das Arbeitertheater angesiedelt, der Chor war angesiedelt, ich glaube noch eine Blaskapelle und Zeichenzirkel und was es da alles so gab.
Auch so diesen Begriff der Volkskunst, Volkskunst-Olympiade, darüber stolpert man ab und an. Wissen Sie darüber was, über solche...
Ja, Volkskunst-Olympiade, da habe ich jetzt eine Medaille, ich habe sogar eine mit, habe ich noch in der Tasche drin. Wir haben als Chor an der Volkskunst Olympiade teilgenommen, haben etliche mal eine Goldmedaille bekommen und ich selbst habe bei der Volkskunst-Olympiade mitgemacht als Solistin und habe eine Bronzemedaille erhalten. Ja, aber fragen sie mich nicht das Jahr mehr, wann das gewesen ist.
Wie lief es aus der Volkskunst-Olympiade? Gab es da viel Publikum oder war das eher etwas Kleineres?
Die Volkskunst-Olympiaden fanden in den Kulturhäusern statt. Das war auch unterteilt. Nicht, dass jetzt Chöre und Arbeitertheater an einem Tag dran waren. Meist waren das unterschiedliche kulturelle Einrichtungen, wo das stattgefunden hat. Also die Chöre meinetwegen in Gera und Arbeitertheater in Ronneburg. Ich sage es jetzt nur mal als Beispiel.
Aber Arbeitertheater hat auch noch eine große Rolle gespielt in der Region?
Arbeitertheater, ja.
Was wurde da aufgeführt?
Naja, auch von diesen, eigentlich alles. Also nicht nur von diesen Wismut-Autoren, sondern ich müsste mir jetzt Gedanken machen, da stecke ich jetzt nicht so drin.
Okay vielleicht nochmal so ein bisschen zu Krankheitsvorsorge und so weiter. Ich weiß nicht, ob es da auch mit hatte, die Gewerkschaft oder die Bibliothek, da auch noch irgendwie so Zugriff drauf, dass die auch gesundheitliche Bildung, in dem Sinne geliefert hat? Wurden die Fortschriften zum Arbeitsschutz und so weiter, wurde das eher von anderen Stellen organisiert?
Ja gut, wir hatten die Literatur zum Arbeitsschutz, Gesundheit zum Arbeitsschutz in der Bibliothek, ist klar. Wir waren ja Gewerkschaftsbibliothek, wir waren praktisch der Betriebsgewerkschaftsleitung unterstellt. Und zum Arbeitsschutz direkt hatten wir eigentlich weniger damit zu tun, muss ich sagen. Außer dass die Leute, die beim Arbeitsschutz gearbeitet haben, auch bei uns Leser waren, das war auch.
Also auch da wurde abgewechselt zwischen, Sie haben Literatur vorgestellt, die sozusagen in diesem Bildungsplan mit drin war, und es wurde dann abgewechselt mit Arbeitsschutzbelehrung, oder?
Das war extra, also das war in diesem Kultur- und Bildungsplan, was die Brigaden so hatten, also muss man sich so vorstellen, dass die, ich habe da auch was mit, damit Sie mal sehen können, wie sowas aussieht. Habe ich das hier? Ich weiß jetzt gleich gar nicht, ne, das habe ich auch in der Tasche noch, aber können wir dann nochmal angucken. Die haben sich eben verpflichtet, für das Jahr, das zeige ich Ihnen dann alles noch. In dem Monat fand dann eben eine Buchlesung statt und dann haben sie sich verpflichtet, dass so und so viele Leute im Chor mitsingen zum Beispiel, da gab es auch direkt Verpflichtungen.
Wurden die Leute rekrutiert?
Nein nicht, die haben, würdest du nicht mitsingen und so, die haben sich dann auch gegenseitig ein bisschen motiviert, das war nicht so wie heute, ich weiß nicht, ob die gezwungen worden sind. Das kann ich eigentlich nicht, das weiß ich jetzt nicht. Ich kann jetzt nur von mir sprechen. Wie gesagt, ich weiß nicht, wie das jetzt die Bergleute so im Einzelnen gesehen haben. Ob die sich da so verdonnert gefühlt haben oder das kann ich jetzt nicht sagen.
Das Steigerlied kann ja eigentlich jeder ehemalige Bergmann noch mitsingen.
Da sind sie, da stehen sie auch auf. Das ist denen ihre Hymne. Also der Bergmannsstolz und das Steigerlied, das ist schon...
Das singen Sie ja auch heute noch. Ich würde mal so ein bisschen auf generell ein paar Schwerpunkte fragen. Freizeit, Alltagsleben. Haben sie selbst auch so Sport- und Freizeitangebote wahrgenommen? Oder wie war der Sport um die Wismut organisiert? Gab es da auch eine Überschneidung zu ihrem Tätigkeitsfeld?
Zu unserem jetzt nicht. Es gab viele Sportvereine, BSG Wismut, Gera und Ronneburg. Die haben ja alles gemacht, Leichtathletik und das war ja auch eine finanzielle Frage, weil ja die Wismut das auch finanziell alles gefördert hat. Das war ja nicht so heute, das läuft ja alles auf Vereinsbasis und die Vereine müssen sich selbst finanzieren, aber das war damals nicht. Die Betriebe waren eben Träger und da war das schon einfach.
Sind Sie auch dann nochmal, als sie selber bei der Wismut waren, auch in den Urlaub gefahren über die Wismut selber? Also sind Sie zum Beispiel nach Zinnowitz oder in die anderen Ferieneinrichtungen?
Ja, waren wir auch. Okay, wo sind Sie da gewesen? Waldfrieden, Schönberg. Schön gehört?
Vom Namen her, ja? Ja. Sie können ja schildern, was das war.
Das gibt es auch heute noch wohl in einer anderen Form, aber das waren Ferienhäuser in einem Objekt an einem kleinen See und bei Plauen, naja und da haben wir uns dort getroffen, wo die Kinder dann auch Familien mit Kindern, das war immer sehr schön, wir saßen dann abends die Erwachsenen zusammen, die Kinder konnten dort schön spielen und einfacher Urlaub, aber sehr schön, mitten im Wald. Wir sind viel in die Pilze gegangen!
Gab es da die Möglichkeit, sich auch so über die Jahre immer wieder gleichzeitig dort zu verabreden?
Ja, also viele Wismuter haben auch gesagt, wir fahren jetzt wieder nach Zinnowitz, da haben sie sich wieder getroffen und wir waren eben so Campingfreunde, wir waren eben gerne in Schönberg, da sind wir hingefahren. Oder an die Pühl zum Beispiel, da standen so feste, wie nannte sich das, So kleine Wohnwagen.
Wie lange war so was? 14 Tage war das.
Haben sie im
Zwei-Schicht-System gearbeitet?
Nein, ganz normal. Also man ist ja auch
Also sind Sie morgens mit den Bussen mitgefahren?
Mit den Bussen, wie die normalen, ja. Und haben dann auch früh schon die Bibliothek eröffnet, dass praktisch wenn Schichtwechsel war, wenn die von der Nachtschicht kam, dass die sich schon ihre Bücher holen konnten und wenn die dann mittags wieder ausgefahren sind, die Kumpel, die mussten dann bei uns an der Bibliothek vorbei, da haben die dann ihre Bücher oder Schallplatten oder was es je nachdem wieder mitgenommen.
Also Schallplatten konnte man auch leihen. Es war schon eine Multimedia-Bibliothek?
Schallplatten, Kassetten, Zeitschriften, ja das hatten wir schon?
Würden Sie die Wismuth-Kumpel es lesefreudig einschätzen?
Ich würde das nicht verallgemeinern. Es gab solche und solche.
Hat sich da irgendwie was abgezeichnet, die Leute, die auch in höheren Positionen gearbeitet haben, auch eher die Besucher der Bibliothek waren oder ging das so quer durch? Ne, würde ich nicht sagen.
Ne, würde ich nicht sagen. Das ging eigentlich quer durch. Ich hatte dann schon auch meine Stammleser. Ich wusste genau, der liest gerne Krimis oder utopische Literatur, haben wir gesagt, Science Fiction.
Ich habe vorhin ja auch schon über die Talons gesprochen, diesen Bezug von diesem Wismut-Fusel. Welche Rolle hat in ihrer Meinung nach der Alkohol bei der Wismut gespielt?
Der Alkohol, mh. Also ich bin ja früh, wenn ich gekommen bin, habe ich mir in der Kantine mein Brötchen geholt und dann standen schon Kumpels und haben schon teilweise ihre Flaschen da auf dem Tisch gehabt. Also es wurde schon ganz schön getrunken, aber es war auch unterschiedlich.
Welche Rollen haben generell so im Betriebsalltag so Feste, Feiern, Jubiläen, Feiertage, auch Geburtstage vielleicht in der Brigade gespielt. Wurde sowas auch sehr feierlich begangen oder kann man das vergleichen mit heute?
Ja, kann man. Also wir haben uns schon auch schon früh, wenn Geburtstag war, mal zusammengesetzt und es wurde in den Brigaden, die hatten ja auch immer ein bisschen Geld, da wurden Jahresabschlussfeiern durchgeführt. Meistens in den Kulturhäusern dann. Und da wurde auch doch gut gegessen, gut getrunken. Meistens ein schönes Programm noch von der Konzert- und Gastspieldirektion.
Ich habe jetzt auch zum Beispiel schon Leihgaben bekommen von Brigadetagebüchern. Wurden die auch in Bibliotheken eingelagert?
Nee, die Brigadetagebücher haben Haben die selbst, ja. Wissen Sie, wo die gelagert wurden? Oder wo genau diese Zeugnisse, die die Brigaden von sich selbst gemacht haben?
Das kann ich nicht sagen, wo die jetzt geblieben sind.
Ich kenne manche, die sie noch privat zu Hause haben.
Ja, sicher, damals auch.
Okay. Sie haben bis 89 dort gehabt? Bis 90? Oder bis wann sind Sie sozusagen?
Bis 1990.
Wie sind Sie denn sozusagen aus der Wismut ausgeschieden, wenn man das so schön sagt?
1990 wurde ja dann, es ging ja dann mit der Wismut zu Ende und ich habe mich dann beworben in der Arbeitsfördergesellschaft der Wismut, Gesellschaft für Arbeitsförderung in Ronneburg und habe dann dort gearbeitet als Projektleiterin bis 1999. In der Arbeitsfördergesellschaft wurden ja die ganzen Wismuter dann integriert, es wurde entweder eine Weiterbildungsmaßnahme für die Leute organisiert oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Also da traten ja dann verschiedene Sachen in Kraft und ich war dann mit dafür verantwortlich, die Kumpel in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu integrieren. Ich habe dann praktisch Gespräche geführt mit Bürgermeistern der umliegenden Orte, wo die Kumpels eben gewohnt haben und in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt haben wir dann Maßnahmen entwickelt, dass die Kumpel wieder in Lohn und Brot gekommen sind.
Wie haben Sie selber denn die Wende erlebt? Wie war das für Sie, als die Mauer gefallen ist?
Für mich war es ein Schock, muss ich sagen. Es hat sich ja die ganzen Jahre vorher schon angekündigt. Es sind ja auch viele auch vom Bekanntenkreis, viele auch die Ausreiseanträge gestellt haben und so, aber ich war eigentlich immer so ein bisschen, ich habe eigentlich das Land geliebt. Ich kann nicht sagen, dass ich jetzt irgendwie einen Hass auf die DDR hatte, wie das bei manchen war. Mir mir ging es immer gut. Gut, ich hatte keine West-Verwandtschaft in dem Sinne. Aber ich habe es nicht vermisst, sagen wir mal so.
Und wie war das, als Sie die Möglichkeit hatten, auch mal in den Westen zu reisen? Wann sind Sie das erste Mal im Westen gewesen?
Boah, wann war denn das? Mit dem Trabbi sind wir da los. Das war 1989, da ist der Sohn in Schule gekommen. Naja, im Herbst dann, wo dann die Grenzen geöffnet waren. Ja, da sind wir dann mit dem Trabbi nach Hof.
Und wie war das? Waren Sie überfordert?
Nö, das war erst mal was Interessantes, die lange Trabbi-Schlange da zu sehen, wie sie alle gefahren sind. Ja, wir haben ja dann unser Begrüßungsgeld abgeholt. Überfordert eigentlich nicht. Was Kurioses habe ich, das gebe ich immer mal zum Besten, wir sind in so einen Kaffeeladen reingekommen, von Tschibo war das wohl, und ich habe gefragt in meiner Naivität: haben Sie auch gemahlenen Kaffee? Die Verkäuferin hat mich angeguckt, wie ich, ja: Haben sie auch gemahlenen Kaffee?
Welchen? Fünf, sechs, sieben Sorten wahrscheinlich. . Ja, spannend. Haben Sie kurze Zeit überlegt, auch mal wegzuziehen aus der Region?
Eigentlich nicht, nö. Weil,
Sind Sie auch familiär verwurzelt?
Ja, die Eltern da und nö, das hatte ich eigentlich nicht.
Und wie haben sie die Zeit wahrgenommen, als sie eben versucht haben, also da war ja auch viel Missmut, viel teilweise auch Verzweiflung, teilweise viel Hoffnung, auch mit da, als die Wismut niederging. Wie haben sie die Stimmung generell gerade in den frühen 90ern erlebt, als die Wismut niederging, weil sie hatten ja auch eine andere Draufsicht. Sie waren in dem Sinne kein Bergmann, aber sie haben ja auch…
Ich habe aber viele kennengelernt, es war schon extrem, muss ich sagen, das war auch sehr recht unterschiedlich bei den Leuten. Die meisten waren irgendwie fertig mit der Welt. Ich habe auch einige, die ich gut kannte, die sich das Leben genommen haben, die einfach nicht mit der Situation fertig geworden sind. Dass sie jetzt nicht mehr gebraucht werden als Bergmann. Die so jahrelang Untertage gearbeitet haben und nichts anderes. Das war ja für die, das war, da ist was weggebrochen.
WIe ist das so zahlenmäßig? Wie viele kannten Sie da?
Zahlmäßig, ich kann das nicht sagen. Jetzt im Einzelnen, das ist, waren vielleicht so drei, vier. Aber spielten da auch noch andere Sachen mit eine Rolle, nicht nur, dass der Wismut, also dass jetzt die Wende gekommen ist, sondern auch familiäre Sachen spielten da sicher auch mit einer Rolle.
Vielleicht auch eine ältere Generation, die nicht mehr so viel Perspektive hatte, jetzt noch auf die wenigen Jahre vor der Rente.
Ich möchte das nicht unbedingt, aber der Zusammenbruch der Wismut und dann die Wende und das beides gemeinsam das war wahrscheinlich doch ein bisschen heftig für einige.
Und wie lief das, können Sie das beschreiben was ihr Tätigkeitsfeld genau war also was sie mit denen erarbeitet haben wie die unterkommen, wieder wie sie sagten in Lohn und Brot, wie weit war das gefasst also war das auch so also nur regional oder?
Wo ich dann hier in der Arbeitsfördergesellschaft war? Nee, wir haben direkt, es war sehr unterschiedlich. Also das wurden ja Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen organisiert mit dem Arbeitsamt zusammen, wo die Leute dann richtig im landwirtschaftlichen Bereich, das ist jetzt Quatsch, aber was waren denn das für Maßnahmen? Mensch, schneiden Sie das jetzt bloß raus, wenn ich hier rumstolper. Was haben wir denn immer gesagt? Na ja, draußen, im freien, im landwirtschaftlichen Bereich. Im handwerklichen Bereich wir haben die Leute die haben praktisch Beete wieder schön gemacht, Plätze wir haben mit Schulen zusammengearbeitet da wurden Sportplätze neu errichtet und Landschaftsbau kann man sagen ja.
da wäre auch schon bei so einem thema so einen ganz großen landschaftsbau projekt ist dann wie gesagt das brauchen sie nicht das hat Das hat ja eigentlich hier nichts zu tun. Nein, das ist ja nur, wie es dann auch weiterging nach der Wismut.
Da entstanden zum Beispiel Pflegeheime, die neu errichtet wurden. Da haben wir Frauen zum Beispiel untergebracht. Jetzt, wo ich mich jetzt so mit Ihnen unterhalte, wie viel ist schon wieder in Vergessenheit gerät. Das ist schon erstaunlich.
Es macht auch ganz viel Sinn, solche Zeitzeuggespräche am besten dreimal durchzuführen. wieder neue Sachen irgendwie mit drauf kommen. Aber wenn wir gerade schon bei Landschaftsbau waren, als sie mitbekommen haben, was die BuGa vorhat, wie fanden sie die Idee? Haben sie das verfolgt? Als feststand, die Bundesgartenschau…
Ja wir sind ja als Chor da auch aufgetreten. Das war auch so ein bisschen, wir kennen ja noch,… Doch, es war schon gut, die Buga, muss ich sagen. Ich meine, die alten Ronneburger haben auch, was wird jetzt mit diesen alten... Ich kenne ja noch das große Tagebauloch, wo wir uns dann auch mal angeguckt haben, dann nach der Wende, da konnte man ja von oben reingucken. Aber die BuGa war schon gut für die Region.
Gehen Sie heute auch ab und an dort spazieren?
Ja, wir machen Radtouren durch das BuGa-Gelände bis Collis.
Das ist auch etwas, was Sie nutzen, als Angebot?
Ja, ja.
Waren Sie auch schon mal im Objekt 90 in einem Museum?
Ja natürlich waren wir auch schon. Und auch so Sachen wie der Bergbauverein mit dem Chor, gibt es da Austausch miteinander?
Ja, wir sind zur Expo 2000 aufgetreten. Im Rahmen der Wismut, das ist jetzt schon wieder ein paar Jahre her, aber da haben wir dann doch mal
Ich war ja im Oktober, war ich ja bei Ihnen zu Besuch, wie viele von Ihnen waren da?